Full text: Elektrische Kraftübertragung

Selbstregulirende Motoren. 145 
maschine dar. Nun giebt es für jede Dynamomaschine, die, wie im 
vorliegenden Falle, auf einen geschlossenen Stromkreis von kon- 
stantem Widerstande arbeitet, eine kritische Geschwindigkeit, bei 
der sie zuerst einen Strom von nennenswerthem Betrage liefert. 
Läuft sie mit einer kleinern Geschwindigkeit, so liefert sie einen nur 
sehr geringen Strom. Erreicht die Geschwindigkeit diesen kritischen 
Punkt, so giebt die Maschine fast plötzlich den vollen Strom. Läuft 
nun der Motor mit der kritischen Geschwindigkeit der kleinen 
Dynamomaschine, so wird seine Geschwindigkeit bei einer geringen 
Erhöhung der Belastung unmittelbar geschwächt, und die Geschwin- 
digkeit der kleinen Dynamomaschine liegt daher unter der kritischen. 
Die Dynamomaschine wird deshalb theilweise oder gänzlich aufhören, 
Strom zu liefern, und ihr entmagnetisirender Einfluss, der bislang 
die Feldstärke unter ihrem höchsten Betrage hielt, wird in geringerm 
oder stärkerm Maasse verschwinden. Die Feldstärke wächst auf 
diese Weise, und auf den Anker wirkt eine verstärkte magnetische 
Anziehung, durch welche die Zunahme der Belastung überwunden 
wird. Läuft der Motor leer, so hat er das Bestreben .durchzugehen; 
dies verhindert aber sofort die Hülfsdynamomaschine, die bei geringer 
Zunahme der Geschwindigkeit bedeutend mehr Strom liefert. Die 
entmagnetisirende Wirkung derselben wird in Folge dessen so be- 
deutend erhöht und die Feldmagnete des Motors so geschwächt, 
dass gerade noch genug Kraft übrig bleibt, um die Dynamomaschine 
anzutreiben. Um diese Anordnung wirkungsvoll zu machen, müssen 
die Feldmagnete der Hülfsdynamomaschine aus sehr weichem Eisen 
hergestellt werden, damit man möglichst frei vom Einfluss des 
remanenten Magnetismus wird, der den Werth der kritischen Ge- 
schwindigkeit verändern würde, je nachdem der Magnetismus steigt 
oder fällt. Aus diesem Grunde ist auch nöthig, die beiden Anker 
in beträchtlicher Entfernung von einander auf der Achse anzubringen, 
damit die Feldmagnete des Motors nicht inducirend auf die der 
Dynamomaschine einwirken und so die kritische Geschwindigkeit be- 
einflussen können. In der Praxis würde es nöthig sein, ein Lager 
zwischen den beiden Ankern anzubringen, das dann leicht so gestaltet 
werden könnte, dass es gleichzeitig als magnetischer Schirm diente. 
Der zu Beginn dieses Kapitels gemachten Eintheilung gemäss 
haben wir jetzt das dritte System zu betrachten, das die Ueber- 
tragung von Energie zwischen zwei entfernten Punkten vermittelst 
eines Generators und eines Motors umfasst. 
Kapp, Elektr. Kraftübertragung 2. Aufl. 10 
 
	        
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