Full text: Elektrische Kraftübertragung

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
2928 Neuntes Kapitel. 
anzuwenden, weil die Vermehrung der Stromkreise zu unbequemen 
Weiterungen führt; für praktische Zwecke hat man daher nur zwischen 
zwei oder drei Phasen zu wählen. 
Eine Kraftübertragungsanlage mittels Mehrphasenstromes besteht 
also aus einem oder mehreren Generatoren, die den Strom am Aus- 
gangspunkt der Leitung erzeugen, und aus einem Drehstrommotor an 
der Endstation; die Leitung selbst besitzt wenigstens drei Drähte, wie 
wir später zeigen werden. Für den Augenblick wollen wir uns nur 
auf den Motor beschränken und seine Theorie in ähnlicher Weise 
ableiten, wie es oben für Gleichstrommaschinen und einphasige 
Wechselstrommotoren geschehen ist. 
Der bekannte Arago’sche Versuch mag als Ausgangspunkt für 
unsere Betrachtungen dienen. Eine Kupferscheibe ist an einer senk- 
rechten Achse befestigt, die durch ihre Mitte geht. Möglichst nahe 
über der Scheibe ist eine Magnetnadel angebracht, die sich in nord- 
südlicher Richtung einstellt, wenn die Scheibe still steht. Dreht 
man jedoch die Scheibe in einem beliebigen Sinne, so wird die 
Nadel in der Richtung der Bewegung abgelenkt und nimmt schliess- 
lich an der Drehung theil, wenn diese hinreichend beschleunigt wird. 
Diese Erscheinung lässt sich in folgender Weise erklären. Die 
Magnetnadel erzeugt in ihrer Umgebung ein magnetisches Feld, 
dessen Kraftlinien zum Theil durch die Scheibe verlaufen und von 
dieser bei der Drehung geschnitten werden. Hierdurch werden 
Ströme in der Scheibe indueirt, deren Verlauf ziemlich verwickelt 
ist. Soviel ist jedoch klar, dass sie in der Nähe der Pole annähernd 
eine radiale Richtung haben müssen, denn nur dann fliessen sie 
senkrecht zur Richtung der Bewegung und zu der der Kraftlinien. 
Sie laufen daher der Nadel ziemlich parallel und beeinflussen diese 
in ähnlicher Weise, wie bei dem bekannten Oersted’schen Versuche, 
wo sich ein vom Strome durchflossener Leiter in nordsüdlicher 
Richtung über oder unter einer Magnetnadel befindet. Diese erfährt 
in Folge dessen eine Ablenkung, die in eine fortdauernde Drehung 
übergeht, wenn sie mehr als 900 beträgt. 
Dieser Versuch lässt sich offenbar auch umkehren, indem wir 
den Magnet in Drehung versetzen und dadurch auf die Scheibe ein 
Drehungsmoment ausüben; wir haben alsdann die einfachste Form 
eines Drehstrommotors, dessen Anker durch die Kupferscheibe ge- 
bildet wird. Eine solche Anordnung hat jedoch nur theoretisches 
Interesse, da sie die Wirkung der Drehstrommotoren erklärt; für 
        
  
  
  
  
  
   
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
	        
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