Kraftlinien. 15
Wenn wir seiner Methode folgen, um die elektro-mechanischen Er-
scheinungen unserer Auffassung näher zu bringen, so machen wir
keine Annahme über die Realität der Kraftlinien. Ob diese wirklich
existiren, ist vollständig gleichgültig. Es genügt, dass alle Experi-
mente, welche wir anstellen können, mit dieser Auffassung verträg-
lich sind und dass die Theorie uns in den Stand setzt, nicht allein
experimentelle Thatsachen zu erklären, sondern sie auch wirklich zu
messen und zu berechnen.
Bigrt
Legen!) wir ein Blatt Papier über einen geraden Stahlmagnet,
der an seinen Enden entgegengesetzte Pole hat, und bestreuen es
mit Eisenfeilspähnen, so ordnen sich diese in Kurven an, welche
wir als die magnetischen Kraftlinien ansehen (Fig. 1). Jede dieser
') Sehr zweckmässig kann man diese Kurven auf einer Glasplatte
fixiren, deren Oberfläche mit einer dünnen Schicht von Paraffin bedeekt
ist. Die Glasplatte wird über den Magnet gelegt, mit Eisenfeilspähnen
bestreut und sorgfältig abgehoben, so dass die Kurven nicht zerstört wer-
den. Darauf wird sie leicht erwärmt, bis das Paraffin schmilzt. Nachdem
sie wieder kalt geworden ist, sind die Eisenfeilspähne in der Paraffindecke
fixirt. Die Glasplatte kann dann wie jede andere Zeichnung behandelt wer-
den, und das Bild der Kurven lässt sich durch Photographie vervielfältigen.