Full text: Elektrische Kraftübertragung

  
  
  
  
  
302 Elftes Kapitel. 
jedoch die Frage nicht behandeln, denn bei der Wahl der höchsten 
zulässigen Spannung sind wir nicht durch die Schwierigkeit gebun- 
den, eine Wicklung herzustellen, die hohe Spannung liefert, sondern 
vielmehr durch die Schwierigkeit, die Wicklung so zu isoliren, dass 
sie die Spannung aueh wirklich aushält. Die Spannung, die man 
der Isolation zumuthen darf, und nicht die effektive Spannung ist 
daher für unsere Betrachtungen maassgebend und muss die Grund- 
lage für die Vergleichung der verschiedenen Kraftübertragungssysteme 
bilden. So kann eine Wechselstrommaschine, welche eine effektive 
Spannung von 1000 V liefert und deren Spannungskurve sehr zackig 
verläuft, ihre Isolation ebenso sehr oder auch stärker beanspruchen 
als eine andere Wechselstrommaschine, die bei sinusförmigem Ver- 
lauf eine effektive Spannung von 2000 V liefert. Die Leitung müsste 
natürlich, wenn sie von der ersten Maschine gespeist würde, das 
vierfache Gewicht haben als bei Verwendung der zweiten Maschine. 
Man hat daher im Interesse der Sparsamkeit Maschinen zu benutzen, 
die eine Spannung von möglichst sinusförmigem Verlauf liefern. 
Wir nehmen im Folgenden an, die ein- und mehrphasigen 
Wechselstrommaschinen seien so gebaut, dass ihre Spannung sinus- 
förmig verläuft, und vergleichen die folgenden Systeme mit Gleich- 
strom: 1. Gewöhnlicher Wechselstrom, 2. Zweiphasiger Wechsel- 
strom mit vier Leitungen, 3. Zweiphasiger Wechselstrom mit drei 
Leitungen, 4. Dreiphasiger Wechselstrom mit drei Leitungen. Der 
Einfachheit halber nehmen wir weiter an, dass bei allen Systemen 
Spannung und Stärke des zugeführten Stromes in gleicher Phase 
sind. In der Regel findet eine Phasenverschiebung statt, weshalb 
die Stromstärke und dem entsprechend auch das Kupfergewicht ver- 
grössert werden muss. Bei Einphasenstromanlagen kann man die 
Phasenverschiebung vermeiden, wenn man den Motor in der 8. 203 
angegebenen Weise richtig erregt. Dies Mittel ist bei Kraftüber- 
tragungsanlagen mittels Mehrphasenströmen nicht anwendbar. Man 
bedient sich hier zu diesem Zwecke einer Einrichtung, die von Do- 
browolsky angegeben hat; sie besteht darin, dass in der Empfangs- 
station eine leerlaufende Wechselstrommaschine in die Leitung ein- 
geschaltet wird. Eine solche Maschine wird mit Recht Phasenregler 
genannt; je nach der Anzahl der Ströme von verschiedener Phase, 
die der Generator erzeugt, wird ihr Anker mit zwei oder drei Strom- 
kreisen versehen. Um ihre Wirkung zu erklären, gehen wir auf 
Fig. 121 zurück. OE bedeutet hier die zugeführte elektromotorische
	        
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