26 Erstes Kapitel.
fläche bewegen kann, so hat dies das Bestreben, sich um den Draht
zu drehen, aber eine dauernde Rotation kann nicht eintreten, da
das obere Ende des Magnets sich im entgegengesetzten Sinne um
den Draht zu drehen sucht. Wenn eine kurze, in ihrem Mittelpunkt
aufgehängte Magnetnadel horizontal über dem Papier schwebt, so
stellt sie sich tangential zu den Kraftlinien, also rechtwinklig zum
Draht. Jeder Kreis von Eisenfeilspähnen muss als eine in sich ge-
schlossene Kette kleiner Magnete betrachtet werden, und wenn wir
einen Stahlring um den Draht legen würden, so würde dieser ein
geschlossener Magnet werden. Nach seiner Entfernung würde er
zwar keinen nach aussen wirkenden Magnetismus zeigen, da sich
seine Moleküle alle mit entgegengesetzten Polen berühren; unter-
brechen wir jedoch den Zusammenhang, indem wir den Ring an
einer Stelle aufschneiden und der Länge nach strecken, so zeigen
die getrennten Enden verschiedene Polarität. Legen wir statt eines
vollständigen Ringes nur ein Segment eines solchen oder ein gerades
Stahlstück rechtwinklig zu dem Draht hin, so werden beide nach
ihrer Entfernung magnetische Eigenschaften zeigen. .Wir lernen aus
diesen Versuchen, dass es möglich ist, ein Stahlstück zu magneti-
siren, wenn man in seiner Nähe und rechtwinklig zu seiner Längs-
richtung einen elektrischen Strom vorbeigehen lässt. Alle diese Ver-
suche gelingen ebenso gut bei einem gebogenen Draht; wenden wir
eine Drahtrolle an, in die wir rechtwinklig zu ihrer Windungsebene
ein Stahlstück bringen, so wird dessen Magnetismus bedeutender
‘ werden, als wenn wir nur einen einzigen geraden Draht anwenden.
Fig. 6 giebt eine deutliche Vorstellung von den Kraftlinien, die
eine kreisförmige, vom Strom durchflossene Windung umgeben. Die
Zink- und Kupferplatte eines galvanischen Elements sind durch einen
kräftigen, kreisförmigen Draht verbunden. Da alle Kraftlinien um
den Draht im gleichen Sinne laufen, so folgt, dass der ganze’ innere
Raum des Kreises mit einem Bündel von Kraftlinien angefüllt ist,
die auf seiner Ebene senkrecht stehen. Ein freier Magnetpol würde
deshalb in den Kreis in dem einen oder andern Sinne hineingezogen
werden, je nach dem Zeichen des Pols und der Richtung des Stroms.
Wird eine kleine Magnetnadel in dem Mittelpunkt aufgehängt, so
wird sie sich rechtwinklig zur Ebene des Kreises stellen und die
Richtung, in welcher der Nordpol sich bewegt, ist durch die folgende,
von Ampere herrührende Regel bestimmt: Man denke sich eine
menschliche Figur, welche mit dem Strom schwimmend nach der Nadel