Full text: Elektrische Kraftübertragung

Selbstinduktion. 57 
der elektrischen Ströme, welche man als Selbstinduktion bezeichnet. 
Sie kann am besten als eine Art von Trägheit aufgefasst werden, 
welche sich einem plötzlichen Wechsel der Stromstärke widersetzt. 
Wenn ein Stromkreis eine Drahtspule enthält, die Eisen umschliesst 
(wie im vorliegenden Fall die Wicklung der Feldmagnete), so ist die 
Selbstinduktion so gross, dass eine merkbare Zeit verfliesst, bis die 
Stromstärke sich ändert. Die Zunahme der Stromstärke an den 
todten Punkten wird daher durch die Erscheinung der Selbstinduktion 
verzögert, und anstatt dass die Stromstärke plötzliche und heftige 
Aenderungen erleidet, wird sie einfach wellenförmig. 
Anders liegt es, wenn der Motor eine Nebenschlusswicklung hat 
und von einer konstanten elektremotorischer Kraft gespeist wird. Da 
die Feldmagnete unabhängig von dem Strom erregt werden, welcher 
durch den Anker geht, kann die Selbstinduktion den Strom nicht 
konstant machen; es treten also an den todten Punkten plötzlich 
Aenderungen der Stromstärke und grosse Verluste an elektrischer 
Energie ein. Man sollte deshalb die Motoren mit Doppel-T-Anker 
nie anders gebrauchen, als wenn Anker und Feldmagnete hinter- 
einander geschaltet sind. Ist es durchaus nöthig, einen Motor dieser 
Art zu verwenden, dessen Feldmagnete entweder permanente Stahl- 
magnete oder Elektromagnete sind, die besonders erregt werden, so 
kann der Energieverlust bis zu einem gewissen Grade dadurch ver- 
hütet werden, dass man in den Stromkreis des Ankers einen Elektro- 
magnet einschaltet, welcher durch seine Selbstinduktion den Strom 
konstanter macht (Drosselspule). 
Da diese Eigenschaft des Doppel-T-Ankers von praktischer 
Wichtigkeit ist, hat der Verfasser es für nothwendig gehalten, die 
obige Theorie experimentell zu bestätigen. Ein doppeltes Ziel war 
dabei zu erreichen. Es handelte sich darum, zu beweisen, dass erstens 
bei einem Hauptstrommotor kein merkbarer Stromverlust an den 
todten Punkten stattfindet, und dass zweitens bei einem Motor, dessen 
Feldmagnete besonders erregt werden, ein solcher Verlust auftritt. 
Die Experimente wurden folgendermassen ausgeführt: Zwei kleine 
Griscom’sche Motoren wurden in einem Stromkreis hintereinander 
geschaltet und ihre Achsen so gekuppelt, dass die Anker im rechten 
Winkel zu einander standen, d. h. wenn ein Anker an seinem todten 
Punkte war, befand sich der andere in der Stellung der grössten 
Wirkung, und seine elektromotorische Gegenkraft war ein Maximum. 
Diese Anordnung ist in Fig. 15 durch die punktirte Kurve darge- 
 
	        
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