Rückwirkung des Ankers,. 1
maschine und als Motor untersuchte. Wie zu erwarten war, lag die
dynamische Kurve unter der statischen, aber die motorische lag über
derselben. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich der, dass wegen
der sechseckigen Form des Ankers die Entfernung zwischen diesem
und der Oberfläche der Polschuhe andauernd wechselt. Hierdurch
wird ein Energiebetrag absorbirt, der eine Vergrösserung der elektro-
motorischen Kraft des treibenden Stromes nöthig macht; es macht
dies den Eindruck, als ob die elektromotorische Gegenkraft im Anker
höher wäre, als sie in der That ist. Weil manche Maschinen eine
hohe elektromotorische Gegenkraft besitzen, so haben einige Forscher,
besonders Ayrton und Perry, eine Theorie der Elektromotoren
aufgestellt, nach welcher der Anker die Feldstärke vergrössert, während
er sie in Wirklichkeit schwächt, und man empfahl, Motoren mit
kleinen Feldmagneten und grossen Ankern zu bauen. Die Erfahrung
hat jedoch diese Theorie widerlegt, und die besten Motoren werden
heute nach denselben Principien gebaut, wie sie für die besten Dynamo-
maschinen gelten.
Wir gehen nun dazu über, den Gebrauch und die Bedeutung
der charakteristischen Kurven auseinanderzusetzen.
Fig. 60 zeigt die innere und äussere Charakteristik einer Siemens’-
schen Hauptstrommaschine, an der Hopkinson Versuche angestellt
hat (Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers 1879).
Die punktirte Kurve OE, stellt die Klemmenspannung der Maschine
dar und die ausgezogene Linie OE,„ die elektromotorische Kraft des
Ankers. Die letztere erhält man aus der erstern, indem man zu
ihren Ordinaten den innern Spannungsverlust addirt. Dieser ist gleich
dem Produkt aus Stromstärke und innerm Widerstand, der bei der
Maschine gleich 0,6 Ohm war. Deshalb ist der Verlust bei der
Stromstärke von 50 A gleich 30 V, und man sieht aus der Figur,
dass der Unterschied der beiden Ordinaten, welche der Abscisse 50
entsprechen, gleich 30 ist. Wir können auch den Spannungsverlust
durch eine Charakteristik darstellen, und da er immer der Strom-
stärke proportional ist, wird diese eine Gerade Or. Die trigono-
metrische Tangente des Winkels, den diese Linie mit der Abscissen-
achse einschliesst, ist offenbar gleich dem innern Widerstand der
Maschine. Die Ordinaten zwischen Or und OE,„ stellen die äussere
elektromotorische Kraft dar; folglich wird die innere Charakteristik
OE, die äussere, wenn wir Or statt der horizontalen Achse als
Grundlinie annehmen.
Kapp, Elektr. Kraftübertragung. 3. Aufl. 8