120 Viertes Kapitel.
für alle Stromstärken konstant ist. Um den Unterschied in der
Geschwindigkeit zu verringern, verwendet man alsdann gewöhnlich
einen Rheostaten oder variabeln Widerstand, der in den Stromkreis
zwischen die Batterie und den Motor eingeschaltet wird. Das Maxi-
mum des Widerstandes wird eingeschaltet, wenn der Motor leer läuft,
und mit wachsender Belastung wird Widerstand ausgeschaltet, um
die Geschwindigkeit zu reguliren. Im günstigsten Fall bleibt dies
aber immer ein unzweckmässiger Apparat, welcher der persönlichen
Wartung bedarf und Aenderungen in der Geschwindigkeit doch nie
ganz ausschliessen kann. Er ist auch nicht sparsam, da durch die
im Widerstand erzeugte Wärme Energie verloren geht. Besser ist es,
die Feldmagnete mit gemischter Wicklung zu versehen, bei welcher
der Haupt- und Nebenschlussstrom die Feldmagnete im selben Sinne
magnetisirt. Hierdurch wird der erste Theil der Charakteristik ge-
hoben und die Geschwindigkeit vermindert, wie die punktirten Linien
in Fig. 63 angeben. Diese Methode. ist freilich kein vollständiges
Heilmittel für das Uebel, sie ist aber eine Linderung, welche in der
Praxis oft sehr werthvoll ist. Um den Motor so einzurichten, dass
er sich selbst regulirt, müsste die Hauptstromwicklung der Feld-
magnete der Nebenschlusswicklung entgegenwirken; alsdann ginge
aber eine werthvolle Eigenschaft des Hauptstrommotors, nämlich seine
grosse Kraft beim Angehen, verloren. Denn wenn ein Motor z.B. für
eine Strassenbahn verwendet wird, so ist es sehr wichtig, dass er im
Anfang beim Anziehen eine grosse Kraft besitzt. Diese Bedingung wird
in vorzüglicher Weise von dem gewöhnlichen Hauptstrommotor er-
füllt, wo sowohl die Strom-, wie die Feldstärke und das statische
Drehungsmoment am grössten sind, wenn der Motor still steht, und
wo diese Grössen abnehmen, wenn der Motor zu laufen beginnt.
Man erhält auf diese Weise eine Selbstregulirung zwischen Geschwin-
digkeit, Leistung und Widerstand. Wir wollen z. B. einen elek-
trischen Strassenbahnwagen betrachten, der von Akkumulatoren ge-
trieben wird. Bei grosser Steigung oder schlechter Fahrbahn ist
die Geschwindigkeit gering, es geht also ein starker Strom durch
den Motor, welcher ihm die nöthige Zugkraft verleiht; auf guter
ebener Bahn wächst die Geschwindigkeit, es geht weniger Strom
durch den Motor, und es wird nur eine geringe Zugkraft ausgeübt.