Wirkungsgrad der Kraftübertragung. 149
darstellt. In diesem speciellen Falle bedeutet sie diejenige elektro-
motorische Kraft, die zur Erzeugung eines Stromes J in einer voll-
ständig isolirten Leitung vom Widerstande W, nöthig sein würde,
vorausgesetzt, dass die entfernten Enden in metallischem Kontakt
ständen. W; J bedeutet daher den Spannungsverlust, der ohne
Berücksichtigung des Verlustes durch die Isolation stattfinden würde.
Der wirkliche Spannungsverlust E, — e;. ist natürlich etwas grösser,
und es wird deshalb das Verhältnis des letztern zu ersterm stets
grösser als Eins sein. Hieraus folgt, dass der auf mangelhafte
Isolation zurückzuführende Stromverlust erheblich grösser ist als
diejenige Zahl, die wir erhielten, wenn wir den Mittelwerth aus
den Spannungsdifferenzen an den Enden der Leitung durch den
gesammten Isolationswiderstand dividirten. Ist der Isolationswider-
stand sehr hoch und der Leitungswiderstand sehr gering, so kann
der Stromverlust mit genügender Genauigkeit durch die Formel
E, SER Y
3 us
°
J-ı=
ausgedrückt werden, aber wenn die Bedingungen weniger günstig
sind, ist Formel (30) zu benutzen.
Es ist an dieser Stelle nöthig, den Einfluss des Stromverlustes
auf den gesammten Wirkungsgrad des Systems der elektrischen
Kraftübertragung mit besonderer Berücksichtigung der wirthschaftlich
günstigsten Geschwindigkeit des Motors kurz zu betrachten. In
Lehrbüchern und Abhandlungen über diesen Gegenstand wird. mei-
stens die Annahme gemacht, dass die Isolation der Leitung eine
vollständige ist. Dies mag in einigen günstigen Fällen zutreffen,
aber eine allgemeine Theorie muss alle Fälle umfassen; man hat
daher den Stromverlust in Folge mangelhafter Isolation in Rechnung
zu setzen. Soweit dem Verfasser bekannt, ist dies nur von Oliver
Lodge in seiner Abhandlung über die Kraftübertragung durch
Dynamomaschinen geschehen (The Engineer, 1883). Es gilt auch
allgemein der Satz, dass der Wirkungsgrad einer Kraftübertragungs-
anlage um so grösser ist, je mehr sich die elektromotorische Gegen-
kraft des Motors der elektromotorischen Kraft des Generators nähert.
Es ist bereits im fünften Kapitel (S. 122) ausgeführt, dass dies, selbst
wenn die Klemmenspannung des Motors stets konstant bliebe, voll-
ständig falsch ist. Es würde der Fall sein, wenn eine selbstregu-