Full text: Elektrische Kraftübertragung

  
8 Einleitung. 
in Folge dessen ganz auf die Einfuhr von Kohle angewiesen, die 
dem Lande jährlich 16000000 M. kostet. Sobald sich daher die 
Industrie in der Schweiz entwickelte, war man darauf bedacht, die 
Energie der Wasserfälle auszunutzen und sie dahin zu übertragen, 
wo man sie am vortheilhaftesten verwenden konnte. 
Das erste Kraftübertragungssystem im grössern Stil wurde im 
Jahre 1850 von Ferdinand Hirn im Elsass angelegt; ihm gelang 
es, Energie mittelst flacher Stahlseile auf 80 und später auf 240 m 
zu übertragen. Die Anlage fand einen solchen Anklang, dass es 
zehn Jahre später in Süddeutschland und der Schweiz etwa 400 
ähnlicher gab, die insgesammt eine Energie von 4200 P übertrugen. 
An die Stelle der flachen Stahlseile waren jedoch runde getreten, 
die über Rollen mit V-förmigen Rillen liefen. Im Jahre 1863 er- 
richtete Moser eine Anlage von bedeutender Grösse, mit der er die 
Wasserkräfte des Rheinfalls auszunutzen gedachte. Mit Hülfe eines 
Wehres, dass sich quer in den Fluss erstreckte, schuf er einen 
Wasserfall von 4 bis 5m Höhe. Drei Turbinen von je 750 P wur- 
den auf dem linken Ufer angelegt, und die Energie quer über den 
Fluss auf das rechte Ufer übertragen; hier empfingen sie verschie- 
dene Mühlen und Fabriken von Schaffhausen, welche die Pferde- 
kraft jährlich mit 100 bis 120 M. bezahlten. Diese Kraftübertragung 
ist durch eine elektrische Anlage ersetzt, die von den Oerlikoner 
Werken gebaut worden ist. 
Diese Umwandlung der bewährten Schaffhausener Seilübertragung 
beweist hinreichend die Ueberlegenheit des elektrischen Systems. 
Bei der mechanischen Uebertragung ist die Entfernung und die 
Menge der zu übertragenden Energie beschränkt; ferner verursachen 
die Seilthürme und die rasche Abnutzung der Seile grosse Kosten, 
und eine Aenderung der Temperatur beeinflusst die Spannung der 
Seile sehr stark. Es ist daher zweifelhaft, ob solche mechanischen 
Systeme auf die Dauer der elektrischen Kraftübertragung gegenüber 
das Feld behaupten können. Es werden bereits in der Schweiz 
allein viele Tausend Pferdestärken aus Wasserkräften gewonnen und 
auf elektrischem Wege vertheilt und übertragen. Wir erwähnen hier 
nur beispielsweise das Werk in Wynau a. d. Aar, wo die Pferde- 
stärke innerhalb eines Gebiets von 40 km mit 150 Fres. im Jahr 
verkauft wird, und die im Bau begriffenen Anlagen bei Rheinfelden, 
die schon theilweise auf deutschem Gebiet liegen. Es sollen hier 
15000 P aus den Stromschnellen des Rheins gewonnen werden und 
  
  
 
	        
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