Neuntes Kapitel.
Nachtheile der synchronen Wechselstrommotoren. — Vorzüge der
asynchronen Wechselstrommotoren. — Der Baily’sche Motor, —
Die Arago’sche Scheibe. — Der Ferraris’sche Motor vom Jahre
1855. — Wirkung eines rotirenden magnetischen Feldes auf eine
geschlossene Ankerspule. — Schlüpfung. — Theorie der Drehstrom-
motoren. — Graphische Darstellung des Drehungsmoments. — Lei-
stung beim Angehen. — Magnetische Streuung. — Erweiterung der
Theorie auf wirkliche Motoren. — Leistungsfaktor. — Wirkungs-
grad. — Beispiele,
Die Kraftübertragung mittels einphasiger, synchroner Wechsel-
strommaschinen bietet in der Praxis keine Schwierigkeiten und ist
sogar das einfachste und zuverlässigste System, wenn die Energie nur
auf weite Entfernungen zu übertragen ist und nicht weiter vertheilt
zu werden braucht, Soll jedoch an der Endstation eine grosse Zahl
kleinerer Motoren gespeist werden, die ohne äussere Hülfsmittel an-
gehen müssen, so ist ein anderes System vorzuziehen. Denn kleine
Wechselstrommaschinen als synchrone Motoren zu benutzen, ist aus
zwei Gründen nicht rathsam; einmal ist eine besondere Stromquelle
zur Erregung ihrer Feldmagnete nöthig, und zum andern kommen sie
nicht von selbst in Gang. Bei mittlern und grossen Maschinen hat
dies nichts zu bedeuten. In solchen Fällen verfährt man gewöhnlich
folgendermaassen: Die Wechselstrommaschine ist mit ihrer Erreger-
maschine gekuppelt, die beim Anlassen der erstern mit einer am Orte
aufgestellten Akkumulatorenbatterie verbunden wird und als Motor
läuft. Die Wechselstrommaschine wird in dieser Weise auf die
richtige Umlaufsgeschwindigkeit gebracht und, wenn ihre Perioden-
zahl mit der des Stromes in den Fernleitungen übereinstimmt, an diese
angeschlossen. Den richtigen Augenblick für die Einschaltung erkennt
man mit Hülfe eines Synchronisators; nach Herstellung der Verbin-
dung kann die Maschine allmählich belastet werden. Die Wechsel-