2372 Neuntes Kapitel.
Werthe Null nähern. Da der Spannungsverlust wegen des Leitungs-
widerstandes in der Magnetwicklung stets sehr klein ist, so wird die
Strecke Oe nahezu gleich ws. Die gemessene Spannung ist daher
annähernd gleich der Selbstinduktion für die betreffende Stromstärke,
die bei den getroffenen Versuchsbedingungen der Stromstärke bei
normaler Belastung gleich ist.
Die maximale Stärke des resultirenden Feldes ergiebt sich, wenn
man den Motor bei normaler Spannung unbelastet laufen lässt. Unter
diesen Umständen wird ein sehr schwacher Ankerstrom genügen,
um den Motor im Gange zu erhalten; in Folge dessen ist die er-
regende Kraft des Ankers so schwach, dass sie keine wesentliche
Rückwirkung auf das Feld ausübt. Der Radius Vektor Oi kommt
dann vertikal zu liegen; die Selbstinduktion und die elektromotorische
Gegenkraft fallen daher in eine Gerade, sodass die zugeführte Span-
nung gleich ihrer Summe wird. Da sich die Selbstinduktion für
jede Stromstärke nach der eben angegebenen Methode bestimmen
lässt, so ergiebt sich die elektromotorische Gegenkraft als Differenz
der zugeführten Spannung und der Selbstinduktion. Aus der elektro-
motorischen Gegenkraft und aus der Windungszahl der Magnetwick-
lung lässt sich leicht die Stärke des resultirenden Feldes mittels der
oben aufgestellten Formeln ableiten.
Man kann auf diese Weise durch einige einfache Versuche eine
gewisse Zahl von elektrischen Konstanten ermitteln, die sich nicht im
Voraus berechnen lassen. Um die Betriebsbedingungen eines Mehr-
phasenmotors gründlich zu untersuchen, sind natürlich umfassendere
Versuche anzustellen, von denen die direkte Bestimmung der mag-
netischen Streuung bei Leerlauf und voller Belastung wohl am
wichtigsten ist. Das Verhältnis des im Anker wirklich ausgenutzten
Induktionsflusses zu dem in den Feldmagneten erzeugten heisst
Streuungsfaktor; je mehr sich derselbe der Einheit nähert, um so
geringer ist die Selbstinduktion des Ankers und der Feldmagnete
und desto vollkommener ist der Motor.
Der Streuungsfaktor lässt sich durch folgenden Versuch er-
mitteln, den E. Kolben an einem 9Ipferdigen Dreiphasenmotor mit
6 Polen ausgeführt hat. Die Feldmagnetwicklung besteht hier aus
36 Spulen mit je 7 Windungen; die Ankerwicklung umfasst 90 Stäbe,
die in Bohrungen liegen und in einer sechspoligen Trommelwicklung
so angeordnet sind, dass sie drei von einander unabhängige, in sich
geschlossene Kreise bilden. Um die magnetische Streuung beim