Idealer Motor, 39
Ist ein schwereres Gewicht an die Schnur gehängt, so wird die
Stromstärke grösser und die Geschwindigkeit kleiner; wählt man
ein leichteres Gewicht, so wird die Stromstärke kleiner und die Ge-
schwindigkeit grösser. Nach beiden Richtungen giebt es eine Grenze,
auf der einen Seite, wenn das Gewicht Null und die Geschwindig-
keit damit ein Maximum wird, auf der andern Seite, wenn das Ge-
wicht so schwer ist, dass der Schlitten still steht, und die Strom-
stärke ihr Maximum erreicht. Diese Grenzwerthe kann man leicht
aus der obigen Formel herleiten.
Es ist nämlich, wenn das Gewicht vollständig entfernt wird,
P=0, i=0, e=E, ._.
ist aber das Gewicht so gross, dass der Schlitten still steht, so
haben wir
P= 2 a 0, vl,
w w
Wenn wir diese Ausdrücke mit denen vergleichen, welche für die
Bedingung der maximalen Arbeit gelten, so ergiebt sich, dass im
letztern Falle die Stromstärke halb so gross ist als dann, wenn der
Schlitten still steht, und dass die Geschwindigkeit halb so gross ist,
als wenn der Schlitten sich ohne Gewicht bewegt.
Obgleich diese Untersuchungen auf den ersten Blick etwas
sonderbar erscheinen mögen, weil kein Techniker daran denkt, Ge-
wichte durch eine Einrichtung wie die des eben beschriebenen
Schlittens zu heben, so sind sie dennoch von grosser praktischer
Bedeutung. Denn setzen wir an Stelle des einfachen Schlittens eine
Anzahl Drähte auf der Oberfläche des Ankers eines Elektromotors,
stellen wir ferner mittelst Stahl- oder Elektromagnete ein sehr starkes
Feld her und treffen wir gleichzeitig passende Vorrichtungen, um
den Strom der Ankerdrähte zu kommutiren, so können wir die
geradlinige Bewegung des Schlittens in eine kontinuirliche Drehung
verwandeln und erhalten eine in der Praxis verwendbare Maschine.
Diese unterscheidet sich im Princip nieht von unserm einfachen
Schlitten, und alle allgemeinen Gesetze, welche wir oben für diesen
gefunden haben, gelten auch für die Maschine. Gewisse Einschrän-
kungen muss man natürlich wegen der gewöhnlichen mechanischen
Widerstände und wegen sekundärer elektrischer Wirkungen machen,