Siemens’scher Doppel-T-Anker. 55
stellt den Verlauf der Stromstärke graphisch dar: die Abseissen sind
die aufeinanderfolgenden Winkelstellungen der Kurbel, und die Or-
dinaten sind den Sinus dieser Winkel proportional. Man muss be-
merken, dass das Umkehren der Stromrichtung immer dann statt-
findet, wenn die elektromotorische Kraft Null ist. In Folge dessen
findet der Kontaktwechsel der Bürsten ohne Funkenbildung statt.
Um die Leistung der Maschine weiter zu vergrössern, kann man, wie
oben, das eine Drahtrechteck durch eine Spule mit vielen Windungen
(Fig. 16) ersetzen.
Bisher haben wir stillschweigend angenommen, dass der Raum
innerhalb der Drahtspulen, welche den Anker bilden, Luft oder
andere unmagnetische Stoffe enthält. Die Kraftlinien, welche zwischen
den Polflächen NS verlaufen, müssen also ihren Weg durch einen
bedeutenden Luftzwischenraum nehmen. Da Eisen dem Durchgang
der Kraftlinien einen etwa 800mal kleinern Widerstand entgegensetzt,
a
%
R
7
z
Fig. 15.
so würden wir, wenn die Ankerspulen auf Eisen gewickelt werden,
den Kraftlinien den Weg erleichtern und die Stärke des magnetischen
Feldes vergrössern und damit weiter eine starke Zunahme der elek-
tromotorischen Kraft und der Stromstärke erzielen. Eine der ersten
Dynamomaschinen, welche nach diesem Prineip konstruirt wurde,
ist die Siemens’sche vom Jahre 1855, die mit dem sogenannten
Doppel-T-Anker versehen ist. Der Ankerkern besteht hier aus einem
Eisencylinder mit zwei tiefen Längsnuthen, die so einander gegen-
überliegen, dass ihr Querschnitt einem Doppel-T gleicht. Die Wick-
lung wird in diese Nuthen gelegt, und ihre beiden Enden werden
mit den Flächen eines zweitheiligen Kommutators verbunden. Fig. 17
zeigt einen Querschnitt dieses Ankers. Bei den ersten Maschinen
bestand der Kern aus einem einzigen Stück, aber man fand, dass
er alsdann durch innere Ströme bedeutend erwärmt wurde. Ein
massiver Metallkörper wird bekanntlich stets heiss, wenn er sich
schnell zwischen Magnetpolen dreht. Der Grund für diese Er-