Full text: Elektrische Kraftübertragung

   
84 Drittes Kapitel. 
wir oben annahmen, macht sie also vielmehr starke Schwingungen, 
deren Amplitude gleich dem Winkelabstand zweier benachbarter 
Spulen ist. Die Erscheinung macht denselben Eindruck, als ob ein 
rechtwinklig zu der Mittellinie der Polschuhe aufgestellter Magnet 
in schnelle Schwingungen versetzt würde, und da jeder Magnet, 
welcher in der Nachbarschaft von Metallmassen sich bewegt, diese 
erwärmt und dadurch Energie verzehrt, so folgt, dass die Polschuhe 
warm werden müssen, und dass ein Theil der vom Motor erzeugten 
Energie auf diese Weise verloren geht. Der Verlust kann offenbar 
dadurch verkleinert werden, dass man die Anzahl der Kommutator- 
segmente vermehrt und die Polschuhe in einer auf der Achse des 
Ankers rechtwinkligen Richtung zerschneidet. 
Eine andere Verlustquelle liegt bei manchen Motoren in der 
Diskontinuität des Ankerkernes. Bei den Gramme’schen Ankern 
mit weichem cylindrischen Kern ist es nicht der Fall, aber wohl bei 
Ankern von der Pacinotti’schen Art, wo der hervortretende Zahn, 
wenn er dicht an den Polflächen vorbeigeht, auf diese eine Rück- 
wirkung ausübt und in ihnen Wirbelströme erzeugt, welche ihrer- 
seits wieder eine verzögernde Kraft auf den Vorsprung ausüben. 
Dass dies wirklich der Fall ist, kann man in schlagender Weise bei 
vielen Dynamomaschinen nachweisen, welche Pacinotti’sche Vor- 
sprünge haben, besonders bei den Maschinen von Brush und von 
Weston. Jeder, der diese Maschinen geprüft hat, muss nach einigen 
Stunden des Betriebes gemerkt haben, dass die Polschuhe besonders 
da, wo die Spulen und Vorsprünge sie verlassen, heiss werden. An 
der Eintrittsstelle ist die Erwärmung nicht so gross, weil dort die 
magnetisirende Wirkung des Ankerstromes die Kraftlinien zurück- 
treiben und schwächen muss, während sie dieselben an der Austritts- 
stelle anzieht und verstärkt. Wenn die Maschinen als Motoren benutzt 
werden, so wird die entgegengesetzte Wirkung hervorgerufen: die 
Polschuhe werden an der Eintrittsstelle erwärmt. Kerne mit Paci- 
notti’schen Vorsprüngen sind sehr beliebt bei den Konstrukteuren 
von Motoren, weil man glaubt, dass sie die magnetische Anziehung 
vergrössern, welche die Kraft des Motors bestimmt. Rein theoretische 
Ueberlegungen sprechen auch dafür. Wir werden nämlich sogleich 
zeigen, dass die Anzahl der Kraftlinien 2, welche vom Polschuh zum 
Anker gehen, um so grösser ausfällt, je kleiner der Luftzwischenraum 
zwischen beiden ist, und wenn man den Vorsprung so weit vor- 
stehen lässt, dass er fast die Polflächen berührt, so kann dadurch 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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