90 Ströme in nicht prismatischen Leitern. Kap. VII.
anderen endigen. Der Strom wird sich dann durch alle diese Streifen
ergiessen, aber da die Länge der Streifen von dem mittelsten, diametral *
die Scheibe durehschneidenden, nach beiden Seiten hin immer mehr
Fig. 38.
zunimmt, so muss die Stärke der Ströme in dem mittleren Streifen
am grössten sein und nach beiden Seiten hin allmählich abnehmen.
| Denken wir uns nun die Streifen immer schmaler und immer näher
| an einander gerückt, so folgt, dass die ganze Scheibe durchflossen
sein muss von einem System immer mehr von der geraden Linie ab-
weichender, und der Halbkreisform sich anschliessender Stromeskurven,
welche alle von dem Punkte ausgehen, wo der Strom in die Scheibe
eintritt, und in den Punkt zusammenlaufen, wo der Strom die Scheibe
verlässt. Das Verhältniss wird aber das nämliche bleiben, wenn der
Leiter irgend eine andere Gestalt hat, und die Zu- und Ableitung des
Stromes an zwei beliebigen Punkten geschieht. Immer wird der Leiter
von einem System von Strömen durchflossen sein, welche alle von dem
Zuleitungs- nach dem Ableitungspunkte gehen, und den ganzen Leiter
erfüllen, indem sich die letzten der Oberfläche des Leiters anschliessen.
Figur 39 (s. folg. S.) stellt ein solches System von Strömen vor in
II einem viereckigen Leiter, wo die Zu- und Ableitung an zwei Punkten,
die ungefähr gleichweit von der Mitte abstehen, geschieht.
$ 46. Denken wir uns den Leiter Figur 39 als eine Ebene, auf
welche in A und B die Pole einer Kette aufgesetzt werden, in A der
positive, in B der negative Pol, so wirken die elektrischen Spannungen,
welche die Pole besitzen, verteilend auf die natürlichen Elektrizitäten
des ebenen Leiters und diese geraten in Bewegung, indem die positive
Elektrizität von A abgestossen, von B angezogen wird, die negative
Elektrizität dagegen von A angezogen und von B abgestossen wird. k
Wir haben im $ 19 gesehen, wie sich aus diesen Anziehungen und