130 Spiegel-Tangentenbussole, Kap. IX.
sind; denn dann ändert sich die Lage des Spiegels zu den Windungen
Ja nur unwesentlich. Um diese kleinen Ablenkungen zu messen, stellt
man vor dem Instrument in einiger Entfernung eine Skala auf und
beobachtet das Spiegelbild derselben im Stahlspiegel mit einem Fern-
rohr. Im Okular dieses letzteren ist nämlich ein vertikaler Faden
ausgespannt, welchen man an einem bestimmten Teilstrich der Skala
sieht. Wird der Spiegel abgelenkt, so scheint sich die Skala an dem
Faden zu verschieben, und diese Verschiebung ist, wie eine leichte
Konstruktion ergibt, gleich der Tangente des doppelten Ablenkungs-
winkels. Ist die Entfernung der Skala vom Spiegel etwas beträcht-
lich, so ist diese Art der Ablesung ungemein empfindlich. Da nun
bei den kleinen Winkeln, um welche es sich doch hier nur handelt,
die Tangente des doppelten Winkels gleich gesetzt werden kann der
doppelten Tangente des Ablenkungswinkels, so kann man die Strom-
stärke direkt proportional setzen den abgelesenen Skalenteilen. Um
ein absolutes Maass der Stromstärke durch das Instrument zu er-
langen, muss man es entweder, wie oben & 30 bei der Tangenten-
bussole angegeben worden ist, mit einem Voltameter vergleichen, oder
mit einer schon geprüften gewöhnlichen Tangentenbussole. Da jedoch
diese beiden Instrumente viel zu unempfindlich sind, um durch die-
selben Ströme merklich beeinflusst zu werden, welche auf die Spiegel-
bussole wirken, so bedient man sich auch hier des Prinzips der
Stromverzweigung. Man leitet nämlich, ganz wie bei der Graduirung
des Multiplikators im vorigen Paragraph angegeben worden, den Strom
durch eine Tangentenbussole und einen Draht, dessen Widerstand ein
bekannter Bruchteil des Widerstandes der Spiegelbussole ist. Schaltet
man dann diese als Nebenschliessung zu jenem Drahte ein, so geht
durch sie nur ein bekannter Bruchteil des Stromes. Wenn man also
die Stärke des Stromes misst, und die Ablenkung, - welche durch
jenen Bruchteil an der Spiegelbussole hervorgebracht wird, so hat
man die Konstante des Instruments bestimmt und kann dasselbe zu
absoluten Messungen benutzen. Es versteht sich von selbst, dass
diese Graduirung nur für die bestimmte Entfernung der Rollen vom
Spiegel Geltung hat, bei welcher sie vorgenommen worden ist und
dass für andre Stellungen der Rollen die absoluten Werte der Ab-
lenkungen besonders bestimmt werden müssen.
Um Schwingungen des Spiegels durch Luftzug zu vermeiden, - ist
derselbe mit einer kupfernen Hülle A umgeben, welche vörn mit
einem Planglase verschlossen ist. Die kupferne Hülle hat ausserdem
noch den Vorteil, dass in ihr bei Bewegung des Spiegels Ströme indu-
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