138 Ableitungsgefässe von du Bois-Reymond. | Kap. X.
die Gefässe bis zur Berührung der Bäusche an einander, oder über-
brückt den Zwischenraum zwischen den Bäuschen mit einem dritten
ebenfalls mit konzentrirter Zinkvitriollösung getränkten Bausch, so
bleibt die Nadel des Multiplikators ganz unbewegt. In der Vorrich-
tung hat also keine elektromotorische Kraft ihren Sitz. Bringt man
jetzt an Stelle des dritten Bausches den zu untersuchenden Körper,
und erhält eine Ablenkung der Nadel, so muss der hierdurch ange-
zeigte Strom seine Ursache in jenem Körper haben. Statt dieser Ab-
leitungsgefässe kann man auch die in Fig. 17 abgebildeten unpolarisir-
baren Elektroden anwenden und zwar geschieht dies mit Vorteil da,
wo es auf die Ableitung von möglichst punktförmigen Teilen ankommt.
Wenn man auf diese Weise tierische Teile auf ihre elektromoto-
rischen Eigenschaften prüft, so wird man je nach der Art des Auf-
legens auf die Bäusche bald gär keine, bald eine geringere oder
grössere Ablenkung erhalten, vorausgesetzt, dass die geprüften Teile
überhaupt elektromotorische Eigenschaften besitzen. Um diese Er-
scheinungen richtig zu verstehen, muss man sich dessen erinnern, was
im $ 46 über die Stromverteilung in nicht prismatischen Leitern ge-
sagt worden ist. Es sei BCDE ein irgendwie gestalteter Leiter und
in demselben habe bei A eine elektromotorische Kraft ihren Sitz.
Dann wird der ganze Leiter von Stromkurven erfüllt sein, welche
von A ausgehen und zu A zurückkehren. Die Richtung dieser Ströme
wird bedingt sein von dem Sinne der elektromotorischen Kraft. Die
Stärke der Ströme wird abnehmen mit der Länge der Wege, welche
sie zurückzulegen haben, also mit der Entfernung von A. Legen
wir nun an die Oberfläche dieses Körpers irgendwo einen gleich-
artigen leitenden Bogen an, d. h. einen solchen, dessen Berührung
mit dem Körper BODE nicht selbst Anlass zu einer Elektrizitäts-
entwickelung gibt, so wird dieser Bogen jetzt ein Bestandteil des
ganzen leitenden Systems und es wird sich durch denselben ein Strom-
zweig ergiessen müssen, dessen Stärke von der Lage des Bogens und
von seinem Widerstande abhängt. Die Punkte, in denen dieser gleich-
artige Bogen den zu untersuchenden Körper berührt, nennen wir seine
Fusspunkte, die Entfernung derselben ‘von einander die Spann-
weite des Bogens. Ist dieser Bogen der Multiplikator mit den eben
beschriebenen Vorrichtungen, welche die Gleichartigkeit der Anlege-
stellen sichern, so erhalten wir eine Ablenkung der Magnetnadel,
deren Grösse im Allgemeinen variiren muss mit der Lage des Bogens
an dem prüfenden Körper oder, was dasselbe ist, mit der Lage des
Körpers auf den Bäuschen.