$ 105. Feststellung des Leitungswiderstandes. 265
deren Dicke an verschiedenen Stellen der Körperoberfläche auch für
dieselbe Person, jedenfalls aber bei verschiedenen Individuen ver-
schieden ist. Nun ist der Widerstand ausserdem noch abhängig von
der Temperatur, dem Blutreichtum, der Durchfeuchtung der Haut,
deren Epidermisschicht durch äussere Umstände (Arbeit, Geschlecht,
Alter. Oedeme, Einwirkung von Senfteigen, Blasenpflastern etc ) wesent-
lich auf der einen Seite des Körpers von der der anderen eine ver-
schiedene geworden sein kann.
Wenn nun auch vielleicht diese Besorgniss vor den möglichen
Fehlerquellen bei einseitigen Affektionen übertrieben erscheinen
könnte. so ist das nicht mehr der Fall, wenn es sich wie bei doppel-
seitiger Facialislähmung z B. oder bei paraplegischen Zuständen etc.
um doppelseitige Affektionen handelt. Hier ist der Vergleich der
elektrischen Untersuchungsergebnisse mit den an gleichaltrigen, ge-
sunden Menschen gewonnenen nur ein ganz strengen Anforderungen
nicht ganz genügendes Auskunftsmittel; denn auch hier sind wir ja
über die Leitungs- und Widerstandsverhältnisse in der Haut im Un-
klaren, ganz zu schweigen davon, dass nicht immer entsprechende
gesunde Individuen zur Hand sind. Bedenkt man, dass das Grund-
B
veseiz der Rlektrizitätslehre lautet J —= 0 muss man sich füg-
lich wundern. wie lange Zeit Aerzte und Blektrotherapeuten sich nicht
gescheut haben, W, d. h. die Bestimmung der Widerstandsverhältnisse
in der Leitung zu vernachlässigen. Erb‘? gebührt das Verdienst,
auf diesen Mangel der Untersuchungsmethode zuerst hingewiesen und
zugleich die Mittel und Wege angegeben zu haben, Irrtümer zu ver-
ineiden. Man bedient sich zur Feststellung des Leitungswiderstandes
les konstanten Stromes, dessen positiver Pol (Anode) auf das Brust-
bein. dessen negativer Pol (Kathode) auf die entsprechende diflerente,
zu reizende Stelle aufgesetzt und dort bei einer bestimmten Anzahl
beweist zum Ueberfluss noch das Experiment, dass der Widerstand der abge-
lösten Epidermis nach Stromdurehleitung um mehr als die Hälfte des ursprüng-
liehen Wertes abnahm. Da der oalvanische Strom auch an Leiehenteilen alles dies
bewirkt, so ist es also nieht die Hyperämie, die vermehrte Zufuhr alkalischen,
cut leitenden Blutes zur Haut und die Anfüllung der Schweissdrüsen mit Sekret,
welehe unter der Einwirkung des Stroms die Leitungsfähigkeit der Haut steigern.
Es handelt sich vielmehr um kataphorische lirscheinungen, also um die Aul-
quellung der Epidermis unter der Anode dureh das eingeführte Wasser; das
Sehliessen oder Oeffnen des Stromes hat an sich keinen Einfluss auf den Wider-
stand: die Grösse seiner Abnahme ist aber abhängig von der Intensität und
Schliessungsdauer des angewandten Stromes,