$ 136. Löwenfeld’s Versuche. 331
zufüllen bestrebt war, konstatirte auch dieser Autor den Einfluss des
konstanten Stromes auf die vom Marke vermittelten Reflexvorgänge:
er fand eine Erhöhung der Erregbarkeit der unter dem Einfluss der
Anode stehenden Partie gegenüber der Herabsetzung in einer kat-
elektrotonisirten Stelle. Eine Lähmung des Markes trat bei Anwen-
dung mässiger Stromstärken bei keiner Richtung des Stromes ein;
Einwirkungen des Stromes auf das menschliche Rückenmark kommen
nach ihm nur bei Anwendung sehr erheblicher Stromstärken oder bei
abnorm gesteigerter Erregbarkeit des Markes vor. Positives nach
dieser Richtung hin konnte er weder bei Gesunden noch bei Neurastheni-
schen selbst bei Strömen von 32° Nadelausschlag (Krüger’sche
grosse Batterie, Galvanisation längs der Wirbelsäule) beobachten.
Von den weiteren Ergebnissen der Löwenfeld’schen Unter-
suchungen interessiren zunächst die mit den Brenner’schen Angaben
übereinstimmenden Resultate, dass bei Applikation von Induktions-
strömen (Kathode des Oeffnungsstroms) an die Lendenwirbel relativ
leicht exzentrische Sensationen in den Unterextremitäten ausgelöst
werden, im deutlichen Gegensatz zu der Unwirksamkeit galvanischer
Ströme nach dieser Richtung hin. Dagegen traten Zuckungen der
Unterschenkelmuskulatur (Plantarflexion der Füsse) ein, wenn die
Kathode eines galvanischen Stromes an den Lendenwirbeln ruhte; sass
an dieser Stelle die Anode, so zuckten nur die nächst gelegenen
Muskeln (des Gesässes): es kamen nur Schliessungszuckungen, nie
Oeffnungszuckungen zu Stande; ausserdem blieb das Cruralis- und
Obturatoriusgebiet stets unbeeinflusst. Alle diese Reizerfolge des kon-
stanten Stroms traten indessen nur bei so hohen Stromstärken ein,
wie sie gewöhnlich für elektrotherapeutische Zwecke nicht benutzt
werden. Ganz besonders interessant und wichtig erscheinen die Er-
gebnisse Löwenfeld’s in der Frage, ob der konstante Strom
auf die Zirkulationsvorgänge im Rückenmark Einfluss aus-
zuüben vermag. Hier gelangte der Münchener Elektrotherapeut zu
ganz positiven Resultaten: absteigende Ströme (Anode an den Hals-
wirbeln) bewirkten eine Erweiterung der arteriellen Piagefässe, auf-
steigende waren überhaupt weniger wirksam; wurde bei dieser Stromes-
anordnung eine Veränderung der Gefässlichtung beobachtet, so handelte
es sich um Verengerungen derselben. Nach Löwenfeld hat man
hier mit Einwirkungen der Pole auf die vasomotorischen Centra des
verlängerten Marks und der obersten Rückenmarksabschnitte zu tun.
Stand eine Elektrode am Brustbein, die andere am Rücken, so war
in Bezug auf die Wirkung eine besondere Poldifferenz nicht zu be-