Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

$ 137. Wirkungen d. Halssympathikusgalv. Stellung d. Elektroden. 333 
ziehende Wirkungen auszulösen. — Welches sind diese Wirkungen? 
Das physiologische Experiment lehrt, dass im Halssympathikus Fasern 
verlaufen, welche auf die Lichtung der Gefässe an der entsprechenden 
Kopfhälfte, auf die organischen Muskeln des Augapfels derselben 
Seite (Müller’schen Muskel, M. dilatator pupillae), auf die exeito- 
motorischen Fasern des Herzens von Einfluss sind, und welche er- 
regende Fasern für das Herzhemmungssystem, sowie einige Drüsen 
(z. B. Speicheldrüsen) enthalten. 
Um am lebenden Menschen Stromschleifen zu dem Grenzstrang 
.resp. den Ganglien des Sympathikus am Halse gelangen zu lassen, 
applizirt man die Elektroden so, dass die eine am Jugulum, die andere 
an der Innenseite des M. sternocleidomastoid. in der Fossa auriculo- 
maxillaris (dort medialwärts eingedrückt) steht: hierbei kann der 
Strom aufsteigend (Anode am Sternum, Kathode oben) oder absteigend 
sein. Manche nennen auch das Sympathikusgalvanisation, wenn sie 
den einen Pol an der oben bezeichneten Stelle in der Fossa auriculom., 
den anderen hinten im Nacken im Niveau der drei unteren Halswirbel 
entweder an derselben oder der entgegengesetzten Seite appliziren, 
ja Gerhardt setzte die Kathode zwischen Unterkieferwinkel und 
M. sternocleidom., die Anode an den Gaumenbogen derselben Seite 
und sah (auch bei Anwendung des faradischen Stromes) eine Pupillen- 
erweiterung eintreten. Dasselbe beschreiben als Resultat der Sympa- 
thikusreizung bei aufsteigendem Strom Eulenburg und Schmidt'!#: 
dabei sahen dieselben Autoren die Pulsfrequenz sinken und (sphygmo- 
graphisch nachweisbar) die Spannung der Carotis abnehmen. M. Meyer! 
bestätigte die Angaben Gerhardt’s'’* über die Pupillendilatation bei 
galvanischer Reizung des Sympathikus und beschrieb zugleich das Ein- 
treten einer auch objektiv wahrnehmbaren Temperaturerhöhung in der 
Hand derjenigen Seite, auf der die Kathode am obersten Cervical- 
ganglion stand (die Anode befand sich an der entgegengesetzten Seite 
des 7. Halswirbels). Zu gleicher Zeit trat eine lebhafte Schweiss- 
sekretion an dieser Hand ein. 
Nach Beard und Rockwell?°s nehmen die Gefässe der Retina 
während des Durchgangs des Stromes an Grösse zu, später ab: es soll 
dieser Effekt sowohl bei auf- wie absteigender Richtung des galva- 
nischen Stromes beobachtet werden; der Puls war zeitweilig beschleu- 
nigt, eben so oft aber auch vermindert. Hiergegen behaupten Klein! 
und Svetlin, dass Reizung oder Lähmung des Sympathikus auf die 
Netzhautzirkulation ohne Einfluss ist. Durchschneidung des Sympa- 
thikus unterhalb des Gangl. supremum, Reizung dieses Ganglion mit 
 
	        
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