22 Ableitung zur Erde. Kap. II.
dafür ist der Querschnitt 1 mit einer gleichen Menge positiver BElek-
trizität geladen.
Im zweiten Zeitmoment wird nun die freie Elektrizität des Quer-
schnittes 1 wieder verteilend wirken auf die natürlichen Elektrizitäten
des Querschnittes 2, sie wird dessen negative Elektrizität anziehen
und sich mit ihr neutralisiren, während der Querschnitt 2 mit positiver
Elektrizität geladen bleibt.
Im dritten Zeitmoment wird sich zwischen dem Konduktor und
dem Querschnitt 1, welcher ja jetzt wieder unelektrisch geworden ist,
derselbe Vorgang wiederholen wie im ersten, und gleichzeitig wird
zwischen dem Querschnitt 2 und dem Querschnitt 3 dasselbe Statt
finden, was im zweiten Zeitmoment zwischen den Querschnitten 1 und
2 Statt fand. Und so wird der Process immer weiter fortgehen und
sich in jedem Zeitmoment auf einen Querschnitt mehr fortpflanzen, bis
er an der Erde anlangt. Aus dieser wird der letzte Querschnitt
negative Elektrizität aufnehmen, um sich mit ihr zu neutralisiren, die
dadurch frei gewordene positive Elektrizität der Erde wird natürlich
unmerklich sein. Da nun aber der letzte Querschnitt von dem vor-
letzten wieder positive Elektrizität empfängt, dieser wieder vom dritt-
letzten u. s. f., so wird der ganze Vorgang nicht eher ein Ende haben
können, als bis sämmtliche freie Elektrizität vom Konduktor und dem
Draht verschwunden und beide wieder unelektrisch geworden sind.
Wenn man sich nun die Querschnitte, in welche wir den Draht
zerlegt haben, unendlich dünn und die einzelnen Zeitmomente unend-
lich kurz denkt, so sieht man, dass der ganze Vorgang darin besteht,
dass continuirlich freie positive Elektrizität in der Richtung vom Kon-
duktor zur Erde, freie negative Blektrizität dagegen in der Richtung
von der Erde zum Konduktor sich fortpflanzt. Dabei ist es ganz gleich-
giltig, ob man sich vorstellt, wie wir getan haben, dass die in einem
Querschnitt auftretende freie Elektrizität in diesem durch Verteilung
von dem vorhergehenden Querschnitt entstanden ist, oder direkt von
dem vorhergehenden auf diesen übergegangen, denn das schliessliche
Resultat bleibt dadurch ungeändert.
Denken wir uns aber den Konduktor statt mit positiver mit nega-
tiver Elektrizität geladen, so wird der Vorgang ganz der nämliche
sein, nur dass jetzt die negative Klektrizität in der Richtung vom
Konduktor zur Erde, die positive dagegen von der lirde zum Kon-
duktor sich fortpflanzt. Einen solchen Vorgang nun, in welchem sich
die beiden Elektrizitäten mit gleichen Geschwindigkeiten in entgegen-
sesetzter Richtung durch denselben Leiter bewegen, nennt man einen