Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

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$ 142. Binflussd. faradischen Stromsa.d. Wärmeentwicklung imMuskelete. 343 
schwache Induktionsströme, welche durch ihre Applikation eine Zuckung 
nicht auslösen, nach längerer Einwirkung den Nerven in seiner Erreg- 
barkeit so steigern, dass nun die anfangs unwirksamen Ströme geeignet 
werden. den Muskel zur Kontraktion zu bringen, und dass diese er- 
höhte Reizbarkeit des Nerven auch nach dem Aufhören des Faradi- 
sirens noch einige Zeit bestehen bleibt. 
Durch die Kontraktion des Muskels wird nun zunächst in vielen 
Fällen von Lähmung, bei denen die elektrische Muskelerregbarkeit 
erhalten geblieben ist, der durch eine längere Inaktivität drohenden 
Ernährungsstörung des Gewebes entgegengearbeitet, die Blutzufuhr 
wird gesteigert, die Abfuhr von venösem Blut und Lymphe beschleu- 
nigt, und eine jede Kontraktion des Muskels von einer Steigerung 
seiner Wärme begleitet, wie v. Ziemssen!”! durch besondere genaue 
Untersuchungen nachgewiesen hat. Nach ihm steht diese Wärme- 
steigerung in geradem Verhältniss zur Energie und Dauer der Kon- 
traktion. Auch die die zusammengezogenen Muskeln bedeckende Haut 
gewinnt, ohne dass sich eine sichtbare Veränderung in dem Verhalten 
ihrer Gefässe geltend zu machen brauchte, eine höhere Temperatur. 
Althaus!” bestätigte später diese Versuchsergebnisse, welche dann 
durch v. Ziemssen selbst als auch für die glatten Muskeln geltend 
nachgewiesen wurden. Die therapeutische Indikation für die Anwen- 
dung von Induktionsströmen ist also eigentlich jedesmal dann gegeben, 
wenn durch Krankheit eine oder mehrere Muskelgebiete dem Einfluss 
des Willens entzogen sind. Es können dies Affektionen des Gehirns, 
des Rückenmarks, der peripherischen Nerven, des Muskels selbst sein 
oder krankhafte Zustände der durch die Muskeln zu bewegenden 
Teile, also der Knochen, Gelenke, Sehnen etc. Wie immer man auch 
die Abmagerung der Muskulatur im Gefolge chronischer Gelenkaffek- 
tionen erklären mag, sicher ist, dass sie bei chronisc hen Entzündun- 
gen. bei anchylotischen Zuständen häufig eintritt und dass zur Erhal- 
tung des Muskels resp. zur Wiederherstellung seiner gestörten Ernäh- 
rung eine regelmässige, durch zwec kentsprechende Faradisation ausge- 
führte Kontraktion von bedeutendem Nutzen ist. In dieses (Gebiet 
fallen demnach auch alle die nach schweren Verletzungen, Sehnen- 
scheidenentzündungen, Phlegmonen, Luxationen, rakturen, nach lange 
setragenen, aus irgend welchem Grunde angelegten immobilisirenden 
Verbänden zurückbleibenden Muskelabmagerungen und Muskelsteifig- 
keiten. Ueberall ist für diese Zustände der faradische auf die Muskeln 
selbst applizirte Strom ein ausgezeichnetes Hilfsmittel zur Wieder- 
herstellung der normalen Beweglichkeit.
	        
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