Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

Theodolite. 145 
wenden zu können. Nothwendig ist hierbei, dass die optische Axe des 
Fernrohrs parallel zur Libellenaxe ist. Für tacheometrische Messungen 
ist das Vorhandensein einer solchen Libelle zweckmässig. Das Instru- 
ment dient dann als Nivellirinstrument, wenn die horizontale Visirlinie 
noch die Distanzlatte trifft, die Höhenlage des Punktes also ohne trigo- 
nometrische Rechnung gefunden werden kann. Für genaue Nivellements 
empfiehlt es sich nicht, den Theodoliten in dieser Weise als Nivellir- 
CE ac instrument anzuwenden. Von der Firma Patrick Adie war ein In- 
5 gell strument (Nr. 4623) ausgestellt, welches als eine Combination von 
Theodolit und Nivellirinstrument anzusehen ist. Auf das mit einer 
Libelle versehene, für Winkelmessungen um eine horizontale Axe dreh- 
bare Fernrohr sind zwei Ringe aufgelöthet; mit diesen kann es in die 
Olschenk Yförmigen Lager der beiden mit der Alhidade fest verbundenen Träger 
gelegt werden und so können die Abweichungen der Punkte im Terrain 
von der horizontalen Visirlinie unmittelbar an der Nivellirlatte abge- 
lesen werden. Die meisten der ausgestellten Feldmesstheodolite waren 
mit Nonien versehen zum Ablesen kleinerer Theile als auf den getheil- 
ten Kreisen angegeben. "Bei feineren Instrumenten werden statt der 
  
   
  
  
  
Nonien Schraubenmikroskope angewendet, welche bedeutend theurer und 
auch viel leichter Beschädigungen ausgesetzt sind. Da bei Feldmess- 
theodoliten die genaue Centrirung, die sorgfältige Handhabung des In- 
struments, die senkrechte Stellung der Signale etc. weit mehr die Güte 
der Arbeit beeinflussen als das genaue Ablesen, so sind für solche Instru- \ 
mente Nonien vollkommen genügend. Für Horizontalwinkelmessungen 
sind zwei Nonien erforderlich, für Höhenmessungen ist einer genügend; 
bei vielen Exemplaren war auch nur ein Nonius für den Höhenkreis 
vorhanden. Zur Senkrechtstellung der verticalen Axe war theils eine 
mit der Alhidade verbundene Dosenlibelle, theils eine auf den Zapfen 
der horizontalen Umdrehungsaxe ruhende Röhrenlibelle vorhanden. Für 
die zum Höhenmessen dienenden Theodolite ist noch eine in der Richtung 
der Projeetion der Visur liegende empfindlichere Libelle nothwendig. 
Diese war entweder mit der Alhidade fest verbunden oder wie bei den 
meisten englischen Theodoliten am Fernrohrträger angebracht und zwar 
fest verbunden mit den Nonien des Höhenkreises, während dieser selbst 
mit dem Fernrohr um die horizontale Axe sich drehen liess. Bei vielen 
Instrumenten ist das von Kellner 1849 empfohlene sogenannte ortho- 
skopische Ocular in Anwendung gebracht worden. Von einigen Mecha- 
nikern, besonders von Breithaupt in Cassel, werden in neuerer Zeit 
die Fernrohre nicht mehr mit Kreuzen aus Spinnfäden, sondern mit 
dünnen Glasplättchen versehen, auf denen die sich rechtwinklig kreuzen- 
den Linien sehr fein eingeritzt sind. Das Kreuz lässt sich so sicherer 
herstellen und ist unveränderlich. Der Lichtverlust in den mit solchen 
Glasplättchen versehenen Fernröhren hat sich als unmerklich erwiesen. 
Diese Einrichtung ist nicht neu, sie ist schon im vorigen Jahrhundert 
  
Londoner Ausstellung wissenschaftlicher Apparate. 10 
  
 
	        
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