Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

  
Apparate für Kinematik. 
Von W. Kirchner, 
Ingenieur zu Berlin. 
Noch vor kaum einem Jahrhundert fasste man unter dem Worte 
„Naturphilosophie“ eine Reihe von Zweigen der exacten Wissenschaften 
zusammen, die wir heute einzeln und getrennt behandelt zu schen ge- 
wohnt sind. Durchblättern wir z. B. s’Gravesande’s?’) lehrreiche 
Bücher (1720 bis 1742), so finden wir die Mechanik, die Physik und 
die Astronomie friedlich neben einander besprochen, ja sogar dem Feuer 
einen Abschnitt eingeräumt. 
In dem Maasse aber, wie sich die einzelnen Oapitel erweiterten, 
sah man sich genöthigt, Gesichtspunkte aufzustellen, nach welchen 
diese Zweige als selbstständige Wissenschaften zu sondern wären. Als- 
bald schied man die Physik aus und behandelte sie getrennt; doch war 
sie und ist theilweise jetzt noch mit der Mechanik verbunden, die 
man ıhr als Einleitung vorausschickte. Aber die rapide Entwickelung 
der letzteren, namentlich seitdem man die Infinitesimalrechnung "auf 
sie anwandte und seitdem die Erfindung der Dampfmaschine bisher 
unbekannte Probleme aufwarf, die mathematisch scharfe Lösungen er- 
forderten, bedingte eine ganze oder theilweise Loslösung von der Phy- 
sik, ohne bei gleichzeitiger Zuhülfenahme der Mathese die Fühlung mit 
ihr zu verlieren. Aber selbst die Mechanik konnte sich dem weiteren 
Zergliederungsprocesse nicht entziehen; denn man fand bald, dass sie 
sich zunächst in zwei grosse Gruppen, Statik und Dynamik, spalten 
lasse, d. i. in die Lehre vom Gleichgewicht und der Bewegung. 
!) Ein Theil seiner Apparate aus dem Gebiete der Mechanik befand sich 
auf der Ausstellung; vergl. den Bericht von Gerland 17. 
  
 
	        
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