Apparate für Kinematik.
Von W. Kirchner,
Ingenieur zu Berlin.
Noch vor kaum einem Jahrhundert fasste man unter dem Worte
„Naturphilosophie“ eine Reihe von Zweigen der exacten Wissenschaften
zusammen, die wir heute einzeln und getrennt behandelt zu schen ge-
wohnt sind. Durchblättern wir z. B. s’Gravesande’s?’) lehrreiche
Bücher (1720 bis 1742), so finden wir die Mechanik, die Physik und
die Astronomie friedlich neben einander besprochen, ja sogar dem Feuer
einen Abschnitt eingeräumt.
In dem Maasse aber, wie sich die einzelnen Oapitel erweiterten,
sah man sich genöthigt, Gesichtspunkte aufzustellen, nach welchen
diese Zweige als selbstständige Wissenschaften zu sondern wären. Als-
bald schied man die Physik aus und behandelte sie getrennt; doch war
sie und ist theilweise jetzt noch mit der Mechanik verbunden, die
man ıhr als Einleitung vorausschickte. Aber die rapide Entwickelung
der letzteren, namentlich seitdem man die Infinitesimalrechnung "auf
sie anwandte und seitdem die Erfindung der Dampfmaschine bisher
unbekannte Probleme aufwarf, die mathematisch scharfe Lösungen er-
forderten, bedingte eine ganze oder theilweise Loslösung von der Phy-
sik, ohne bei gleichzeitiger Zuhülfenahme der Mathese die Fühlung mit
ihr zu verlieren. Aber selbst die Mechanik konnte sich dem weiteren
Zergliederungsprocesse nicht entziehen; denn man fand bald, dass sie
sich zunächst in zwei grosse Gruppen, Statik und Dynamik, spalten
lasse, d. i. in die Lehre vom Gleichgewicht und der Bewegung.
!) Ein Theil seiner Apparate aus dem Gebiete der Mechanik befand sich
auf der Ausstellung; vergl. den Bericht von Gerland 17.