Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

  
Anwendungen des Pendels, zu Uhren. 19 
waren.!) Namentlich wird ein Deutscher, Heinrich v. Wyck (De Vico), 
als Verfertiger, ja als Erfinder dieser Uhren genannt. Seine Uhr zeigt 
aber bereits bei grosser Einfachheit eine solche Vollkommenheit, dass 
die Annahme Berthoud’s, für die sich auch Littrow erklärt, wohl 
berechtigt erscheint 2), „dass eine solche Uhr nicht die Erfindung eines 
einzigen Menschen sein kann, sondern dass sie ein Product mehrerer 
vorhergehender geringerer Erfindungen ist, die zum Theil wenigstens 
sehr alten Zeiten angehören mögen“. Zu derselben Ansicht führen 
auch die Notizen, welche Hamberger3) gesammelt hat. Derselbe 
giebt weiter an, dass die älteste bekannte Räderuhr in Padua 1344 anf- 
gestellt worden sei, während nach Froissart t) bereits 1332 Philipp der 
Kühne, Herzog von Burgund, eine berühmte Uhr von Conrtrai nach Dijon 
gebracht haben soll, welche Stunden schlug. Eine Uhr von genau der 
Construction, wie sie Heinrich v. Wyck zugeschrieben wird, war nun 
vom Patent Office Museum ausgestellt (Kat. 644, 123). Sie ist nach 
Angabe des Katalogs Schweizer Fabrikat, wurde 1348 in Dover Castle 
aufgestellt und blieb dort bis 1872, ist aber noch so gut im Stande, dass 
sie durch Aufziehen des treibenden Gewichtes leicht in Gang gesetzt 
werden kann. Barrington’) freilich erwähnt sie unter den vielen 
anderen Uhren, die er als in jener Zeit in England aufgestellt angiebt, 
nicht. Figur 5 zeigt ihre Einrichtung. Das an dem Seile a hängende 
Gewicht setzt das mit der Seiltrommel fest verbundene Zahnrad bin 
Bewegung, dieses vermittelst des Getriebes / das Kronrad c, welches, 
wie ein Sperrrad, mit dreieckigen Zähnen versehen ist. Vor demselben 
ist die Axe d des Horizontalpendels e aufgestellt, welches durch Ent- 
fernen oder Nähern der Gewichte y langsamer oder rascher schwingen 
kann. An den beiden Punkten, wo die Axe den Zähnen des Kronrades 
gegenüber steht, trägt sie je eine kleine Platte. Diese Platten sind 
in zu einander rechtwinklige Ebenen gestellt; drängen nun z. B. die 
Zähne oben die obere Platte fort, so kann das Rad nur um einen Zahn 
vorwärts rücken, da, so wie dies geschehen, die untere Platte gegen die 
Zähne vordringt, das Rad etwas zurückdrückt und dasselbe um den 
folgenden Zahn erst wieder vorrücken kann, wenn diese Platte wieder 
hinweggedrängt ist. Der Theil rechts von der Pendelaxe ist das Schlag- 
werk, bereits ähnlich eingerichtet, wie die auch heute noch gebräuch- 
lichen; die Einrichtung des Triebwerkes ist dieselbe, welche als Echap- 
pement in den Taschenuhren auch heute noch immer angewendet wird. 
Der unregelmässige Gang dieser Uhren machte dieselben für 
genauere Zeitmessungen unbrauchbar. Als nun nach Erfindung des 
  
!) Gehler’s physical. Wörterbuch IX,.2. Abthl,, 1110. 2) Gehler, 
a..2: 0. 1111. ®) Beckmann, Beyträge zur Geschichte der Erfindungen 
1. Bd. Göttingen 1874, 151. *) Barrington, in Beckmann a. a. O,, 
302, 5) Barrington, a. a. O: 310 ff. 
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