Mikroskope. 647
Neben dem zusammengesetzten Mikroskop, dem eigentlichen
Werkzeug des Forschers, ist für botanische Untersuchungen von
jeher das einfache Mikroskop benutzt worden, da dasselbe für die
Analyse kleinerer Blüthen, Früchte und Samen, sowie zur feineren Vor-
bereitung der Präparate für das Compositum unersetzbare Dienste
leistet ). Die moderne Einrichtung des einfachen Mikroskops weicht
wesentlich von derjenigen ab, welche A. van Leeuwenhoek von Delft
(Nr. 5150) demselben gab, als er mit Hülfe seiner kunstvoll geschlif-
fenen und in Silberplatten gefassten Glaslinsen seit dem Jahre 1675
die ersten Thiere und Pflanzen der mikroskopischen Welt, Infusorien,
Hefepilze, sowie Blutkörperchen und Samenfäden entdeckte 2); dagegen
zeigen die einfachen Präparirmikroskope der berühmten Botaniker
Louis Claude, Marie Richard (Nr. 5162), Dawson Turner
(Nr. 5160), Sir William Hooker (Nr. 5159), Robert Brown
(Nr. 5198) und Charles Darwin (Nr. 5161) im Wesentlichen die
heute allgemein gebräuchliche Einrichtung. Das Mikroskop von L. C.
M. Richard?) trägt die Linsen an einem horizontalen in der Mitte
drehbar befestigten Arm, an dessen einem Ende eine grössere schwä-
chere, an dessen anderem drei kleinere und stärkere Systeme neben
einander angelöthet sind. Figenthümlich ist an dem Simplex, welches
Lyonet in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei seinen classi-
schen Studien über die Anatomie der Cossusraupe benutzte (Nr. 5164),
die Befestigung der Linse an einem Arme, der aus vielen durch Kugel-
gelenke verbundenen Gliedern besteht und eine sehr mannigfaltige
Beweglichkeit der Linse gestattet.
Vielleicht möchten für das Präpariren von Blüthen und anderen
botanischen Objecten auch die Brillen nützliche Verwendung finden,
welche in der Fassung eines gewöhnlichen Brillengestelles vergrössernde
Convexlinsen enthalten ®).
Schon eine oberflächliche Vergleichung der von englischen und
continentalen Mikroskopverfertigern ausgestellten Instrumente zeigt,
dass das Mikroskop in England eine andere Rolle spielt und zum Theil
anderen Ansprüchen zu genügen sucht, als in den meisten übrigen
Ländern. Während bei uns das Mikroskop fast ausschliesslich in den
!) Zusammengesetzte Mikroskope werden heutzutage wohl nür selten als
Präparir- oder Dissectionsmikroskope benutzt. 2) Nicht minder eigen-
thümlich ist das einfache Mikroskop von Hartsoeker (Nr. 5170), dem Zeit-
genossen von Leeuwenhoek, dem er die Entdeckung der Samenthierchen
streitig machte (vergl. den Bericht von Gerland 51). 3) Das ausgestellte
Exemplar ist nur eine Copie des von Richard zu seiner Analyse der Frucht
benutzten, welche für Robert Brown angefertigt wurde. *) Vier solcher
Vergrösserungsbrillen aus dem Nachlass von Robert Brown, jetzt im Be-
sitze der Royal Microscopical Society, sind unter Nr. 5178 ausgestellt.
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