Interferenzbilder; Krystallothermik. 137
nach verschiedenen Richtungen zu beobachten. Wenn man die Fläche
eines Krystalls mit Wachs überzieht und dann in der Mitte der Fläche
einen erhitzten Draht aufsetzt, so findet das Abschmelzen in bestimm-
ter Beziehung zu den Elastieitätsrichtungen im Krystalle statt. Eine
Kalkspathplatte, senkrecht zur Hauptaxe geschnitten, zeigt einen kreis-
förmigen Schmelzring, dagegen eine Platte parallel zum Rhomboöder-
hauptschnitt eine Ellipse als Schmelzzone. So fand er, dass in den
optisch einaxigen und zweiaxigen Krystallen die Wärme in der Rich-
tung der grösseren Elasticitätsaxe geschwinder fortgeleitet wird, als in
der Richtung der kleineren Axe. Aehnliche Erscheinungen bieten die
rhombischen und klinoaxialen Systeme. Daraus entwickelte S&nar-
mont den Begriff isothermischer Leitungsflächen der Krystalle, die für
das reguläre System als Kugel, für das quadratische und hexagonale
System als Rotationsellipsoid und für die rhombischen und klinoaxialen
Systeme als Ellipsoid mit drei ungleichen Axen sich ergeben.
Zu diesen Senarmont’schen Versuchen stellt Laurent, Paris,
eine Collection von besonders ausgewählten und präparirten Krystal-
1 y- len aus.
Die Wärmeleitung in Mineralien und vorzüglich auch in Gesteinen
1 kin hat dann in neuerer Zeit auch Jannetaz in Paris zum Gegenstande
Mar einer Reihe von Versuchen gemacht und stellt den hierzu verwendeten
Apparat und eine Reihe von präparirten Mineral- und Gesteinsplatten
aus. Er stellt die zu untersuchenden und mit einer dünnen farbigen
Fettschicht überzogenen Platten auf einen Glasfuss und leitet einen
starken elektrischen Strom durch eine kleine Platinkugel, am Ende
eines Platindrahtes, welche auf die Platte aufgedrückt wird. Durch
das Schmelzen der farbigen Fettschicht entstehen dann auf den Platten
er deutlich sich abhebende isothermische Curvenlinien, aus deren Verlauf
die Art der Wärmeleitung in denselben sich ergiebt. Eine Reihe von
Gesteinsplatten, eine Quarzplatte parallel zur Hauptaxe geschnitten,
sowie Troostit, ebenfalls parallel zur Axe, zeigen die erhaltenen Curven
und .Ellipsoide.
Die andere Seite der Krystallthermik, die Ausdehnung der Kry-
stalle in der Wärme, hat nicht nur ein rein theoretisches Interesse,
sondern besonders für gewisse Körper, z. B. die Metalle, auch eine er-
hebliche praktische Bedeutung, und daher sind hierüber schon früh
und fortlaufend zahlreiche Versuche verschiedener Art gemacht worden.
Aber erst durch die interessanten Beobachtungen Mitscherlich’s
wurde auch hier der Weg zur Erkenntniss der Gesetzmässigkeit der
Ausdehnung der Krystalle angebahnt, auf dem später eine Reihe ande-
rer Arbeiten mit immer bestimmteren Resultaten folgten. Eine vor-
zügliche Bestätigung und bestimmteren Ausdruck erhalten die Beob-
achtungen Mitscherlich’s durch die neueren Untersuchungen Fi-
zeau’s, dessen Apparat zur Messung des Ausdehnungscoöfficienten
Londoner Ausstellung wissenschaftlicher Apparate, 47