Verarbeitete Mineralien. 745
Technische Verwendung roher Mineralien.
Nach ihrem wissenschaftlichen Werthe sind in der Regel nicht ge-
rade diejenigen Mineralien am ausgezeichnetsten, welche auch in Bezug
auf ihren technischen Nutzen und sonach ihren mercantilen Werth ge-
schätzt sind. Besonders ist, ausser der Verwendung einer grösseren Zahl
von Mineralien zu Schmucksteinen, darunter vor Allem der Edelsteine,
die Verarbeitung von rohen Mineralien nur für eine kleine Zahl der-
selben und für beschränkte Zwecke bisher möglich gewesen. Dass
aber mit der Vervollkommnung technischer Hülfsmittel ein rohes Mi-
neral dennoch eine vielseitige Verarbeitung und Verwendung finden
kann, das zeigen am besten die auf der Ausstellung befindlichen zahl-
reichen aus Bergkrystall geschnittenen Gegenstände. Hierher gehören
z. B. die prächtigen Objectivlinsen von Bergkrystall (10 cm Durch-
messer), die Quarzkugeln und Prismen von Lutz, Paris, Hilger,
London, Laurent, Paris, und vor Allem eröffnet sich eine neue Bahn
der Verwendung für dieses schöne Mineral in den vortrefflichen Arbeiten
in Bergkrystall, welche Herm. Stern in Oberstein u. A.!) in neuerer
Zeit ausführen lassen und in der dritten Abtheilung ausgestellt haben.
Es sind dies zunächst Gewichtssätze und Maassstäbe, tadellos und mit
grösster Präcision gearbeitet, deren Vorzüge in der grossen Härte, da-
her auch geringeren Abnutzung, der Unangreifbarkeit durch Säuren,
der nicht hygroskopischen Beschaffenheit und in dem im Vergleiche
mit Metallen sehr kleinen Ausdehnungscoöfficienten des Quarzes be-
stehen. Derselbe Aussteller führt uns Bergkrystalllähne sowie Berg-
krystallaxenlager für optische und physikalische Apparate vor. Die
neue Sphäre der Verwendbarkeit erscheint damit für den Bergkrystall
keineswegs abgeschlossen, dieselbe kann im Gegentheil noch auf manche
Dinge ausgedehnt werden, bei denen es vorzüglich darauf ankommt,
ein möglichst stabiles und unveränderliches Material anzuwenden.
Der vielfachen Verwendung des Kalkspathes zu optischen Zwecken
ist schon oben gedacht worden, Flussspathwürfel, Prismen und Linsen
stellt Laurent, Paris, aus.
Da das Steinsalz ein so vorzüglich diathermaner Körper ist, so
finden Präparate aus demselben vielfach Verwendung zu thermischen
Untersuchungen; Steinsalzprismen dienen, um die Vertheilung der
Wärme im Sonnenspectrum zu erkennen, Platten und Würfel finden
ähnliche Verwendung. Solche Steinsalzpräparate hat W. Steeg, Hom-
burg, geliefert.
George Gove führt uns die Verwendung des Graphits zu Tie-
geln in einer grösseren Collection vor, die zur Untersuchung von Fluo-
1) Vergl. den Bericht von Loewenherz 259.
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