Von der Stromſtärke und deren Meſſung. 185
Definition für die Einheit der Stromſtärke, welche mit Ders
jenigen zuſammenfällt, die wir oben die electromagnetifche genannt haben.
Es folgt nämlich in dieſem Fall aus der Gleichung, daß ein Strom
von der Stärke 1, der in einem Kreiſe vom Flächeninhalt 1 circulirt,
auf eine kleine Magnetnadel dieſelbe Fernwirkung äußert, wie ein Magnet
vom Moment 1.
Bekanntlich ziehen fich zwei parallele Leiter an, wenn die Ströme,
welche darin circuliren, gleichgerichtet ſind, und ſtoßen ſich bei entgegen-
geſezten Stromrichtungen ab; wenn zwei bewegliche, geradlinige Leiter,
die in einer Ebene liegen , gegen einander geneigt werden, ſo wird der
von ihnen eingeſchloſſene Winkel immer fpiger, wenn die Ströme in
beiden Schenkeln gegen den Scheitel hin oder von demſelben weg ge-
vichtet find, während der Winkel immer größer wird, wenn in dem
einen Schenkel der Strom gegen den Scheitel, im andern vom Scheitel
weg gerichtet iſt.
Denken wir uns nun zwei Kreiſe von verſchiedenem Radius in
einer verticalen Ebene liegend , der kleinere concentriſ<h zum größeren,
und laſſen dur< jeden derſelben einen Strom in paſſender Richtung
gehen, während der größere Kreis feſtgehalten wird, ſo übt derſelbe auf
den kleineren nur eine Directionskraft aus, welche ihn in der Ebene des
großen zu erhalten oder dahin zurüczuführen ſtrebt, weun er daraus
entfernt wird oder wenn er von Anfang an außerhalb derſelben gebracht
wurde. Das Maaß des auf den kleineren Kreis wirkenden Kräſtepaares,
deſſen Moment ein Maximum ift, wenn die Ebenen beider Kreiſe an-
fänglih ſenkrecht aufeinander ſtehen, kann dazu benüßt werden, um die
Stärke eines Stromes zu beſtimmen, den man in beiden Kreiſen circu-
liren läßt; natürlich wird auh in dieſem Fall die Wirkung eine größere,
wenn man ſtatt gewöhnlicher kreisförmiger. Leiter eine Reihe von kreis-
förmigen Spiralen anwendet, die auf einen Ring aufgewunden find;
jede Windung wirkt dann wie ein einfacher Stromkreis.
69. Electrolyſe. Wenn man durch eine leitende, zuſammengeſeßte
Flüſſigkeit einen hinreichend kräftigen Strom hindurleitet, indem man
die Enden der Leitung — hier ſpeciell Electroden genannt —
parallel zu einander eintaucht, ſo wird die Flüſſigkeit in ihre Beſtand-
theile zerlegt und zwar ſo, daß einige derſelben an der poſitiven, die
andern an der negativen Electrode ausgeſchieden werden. Dieſe Zer-
feßung durch den Strom heißt die Electrolyſe, die zerſehten Sub-
tanzen die Eleetrolyten; die Beſtandtheile der zerſezten Subſtanz
werden Jonen genannt; das an der poſitiven Electrode oder Anode
frei werdende Fon heißt das electronegative oder Anton, das