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230 Fünſtes Capitel.
den Nachtheil, die Gaſe zu abſorbiren. Die Glocke muß vertical ſtehen
und darf den Boden des Gefäßes nicht berühren. Um aus dem auf-
gefangenen Gasvolumen die Stromſtärke zu berechnen (j. $ 69), hat
man daſſelbe auf 0° und normalen Dru zu reduciren ; dabei darf man
nicht vergeſſen, daß der momentane Druck des Gaſes gleich iſt der al-
gebraiſhen Summe aus dem corrigirten Barometerſtand, aus dem Dru,
welcher der Niveaudifſerenz der Flüſſigkeit in der Glocke und im äußeren
Geſäß entſpricht und der Maximalſpannung des Waſſerdampfes bei der
herrſchenden Temperatur ; das aufgefangene Gas ist nämlich mit Feuch-
tigkeit geſättigt.
Es iſt beſſer, die Gaſe niht zuſammen, ſondern getrennt aufzu-
fangen, ſo daß alſo die Veſtimmung der Stromſtärke Lediglich aus dem
Volumen des Waſſerſtoffs abgeleitet wird ; es verſchwindet nämlich immer
ein Theil des Sauerſtoffs ſowol dur<h die Abſorption der Flüſſigkeit
als durch Bildung von Ozon.
Wenn es ſi<h aber nur um annähernde Beſtimmung handelt , darf
man immerhin die Gaſe zuſammen auffangen und kann dann annehmen,
wenn die gewöhnliche Zimmertemperatur von 15° ©. und ein mittlerer
Drud von 750 mm herrſcht, daß das Cubikcentimeter Knallgas ein
halbes Milligramm wiegt; fängt man den Waſſerſtoff getrennt auf, fo
wiegt das Eubifcentimeter unter obigen Verhältniſſen 0,083 Milligramm.
Bei den Gewichtsvoltametern dient als Electrolyt gewöhn-
lih eine concentrirte Löſung von Kupfervitriol oder Silbernitrat, und
als Electroden zwei parallele Lamellen aus demſelben Metall, .das in
dem Salz vorkommt. Durch dieſen Kunſtgriff eliminivt man die beim
Waſſervoltameter ſehr ſtarke Polariſation und erhält die Löſung auf
Koſten der poſitiven Electrode geſättigt, indem fich lettere in dem Maaße
auflöst, wie ſih das ausgeſchiedene Metakl auf der andern Platte
niederſchlägt. Man tro>net dann die negative Electrode ab und dividirt
ihre Gewichtszunahme durch die Dauer des Experimentes ; dadurch er-
hält man das in der Zeiteinheit ausgeſchiedene Metallgewicht und hier-
aus endlich die Stromſtärke mit Hilfe des electrochemiſchen Aecquivalentes
des betreſſenden Metalles, welches aus der Tabelle in $ 69 entnommen
werden kann. Es verſteht ſi<h von ſelbſt, daß ein beliebiges anderes
Salz denſelben Dienſt leiſtet, ‘wenn man nurx die Electroden aus dem
darin enthaltenen Metall macht.
St der Strom nicht abſolut conſtant, ſo geben beide Arten von
Boltametern nicht den momentanen Werth der Stromftärfe, ſondern
ihren mittleren Werth während der Dauer des Verfuhs. Bei der
Metallausfcheivung iſt dieſe jtets ziemlich groß, weil man den Procef