Full text: Technologie der Electricität und des Magnetismus

  
  
  
  
522 Eiftes Capitel. 
Wenn alſo der Geber fich in der Lage befindet, wo er als Empfänger 
fungirt, ſo verfolgt der von der andern Station herkommende Strom 
jeinen Weg durch die Spirale des mit der Linie verbundenen Relais 
und verſezt den Apparat in der gewöhnlichen Weiſe in Thätigkeit ; 
wenn dagegen der Taſter zur Abſendung von Zeichen niedergedritdt ift, 
ſo wirkt jener Strom, wie oben geſagt, in gleicher Weiſe auf das 
Relais, welches von den auf feiner eigenen Station abgeſendeten Strö- 
men niht das geringſte ſpürt. Es können alſo beide Stationen gleich: 
zeitig arbeiten, ohne fich gegenſeitig zu ſtören. 
Aus dem obigen geht hervor, daß der Grundgedanke der Gintl?- 
hen Dispoſition war, die beiden Relais an den Enden der Leitung 
dauernd einzuſchalten und in jedem die Wirkung der von der eigenen 
Linienbatterie abgefendeten Ströme in geeigneter Weiſe zu compenſiren. 
Auch die meiſten ſpäteren Syſteme beruhen auf dem nämlichen Princip, 
wenn auh die Ausführung von der Gintl? ſchen abweicht; offenbar 
läßt fich durch Anwendung des Gegenſprechens die Leiſtungsfähigkeit 
einer Linie verdoppeln. 
So geiſtreih auh die Erfindung von Gintl war, ſo mußte fie 
doh wegen Betriebsſchwierigkeiten aufgegeben werden ; dieſelben hatten 
ihren Grund hauptjächlich in folgendem: 1) ändert ſih allerdings der 
Widerſtand im Stromkreis der Ausgleichungsbatterie nur mit der Tem- 
peratur und mit etwaigen Variationen des inneren Widerſtandes der 
Elemente; der Linienwiderſtand dagegen unterliegt fortwährenden und 
ſtarken Schwankungen und ſo hört die vollſtändige Compenſation bald 
auf und zu ihrer Wiederherſtellung ſind häufige Ajuſtirungen erforderlich. 
Zweitens gibt es beim Uebergang des Taſters aus der Ruhelage in die 
Arbeitslage einen Moment, in welchem alle drei Contacte 1, 2, 3 unter- 
brochen ſind; ſo kurze Zeit auch dieſer Zuſtand dauert, fo kann doch 
ein Strom, der gerade in dieſem Augenblid von der andern Station 
herkommt, niht zur Wirkung gelangen. 
Jm Fahr 1854 machte Gin tl und unabhängig von ihm Preece 
in England 1855 mit beſſerem Erfolg eine Anwendung deſſelben 
Princips auf den Telegraphen von Bain; Fig. 143 zeigt eine ſchema- 
tiſhe Anordnung der Apparate auf der einen Station, welche fich auf 
der andern ſymmetriſch wiederholt. R iſ der Empfänger mit dem auf 
dem Papier anliegenden Stahlſtift, P_ und p bezeichnen die Linien- und 
die Ausgleichungsbatterie ; endlich ift x ein Aheoftat, der zur Regulirung 
der Compenſation dient. Der von der andern Station herkommende 
Strom kann alſo immer durch den Rheoſtat r und den Stromkreis der 
Batterie p zur Erde gehen.
	        
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