Ueber den Einfluss der Wärmeleitung
Ueber den Einfluss der Wärmeleitung in einem Gase
auf die Schallbewegung.')
Bei seinen schönen Versuchen über die Schallgeschwindig-
keit der Luft in Röhren hat Hr. Kundt?) experimentell nach-
gewiesen, dass die Schallgeschwindigkeit in engen Röhren um
so kleiner ist, je enger die Röhre und je tiefer der Ton. Helm -
holtz®) hatte theoretisch die Schallbewegung in einer cylind-
rischen Röhre mit Rücksicht auf die Reibung untersucht und
eine Formel für die Schallgeschwindigkeit abgeleitet, die in
sofern mit den Resultaten jener Versuche übereinstimmt, als
auch nach ihr die Geschwindigkeit kleiner wird, wenn der
Radius der Röhre, und wenn die Schwingungszahl des Tones
abnimmt. Hr. Kundt hat aber gezeigt, dass die Werthe der
Geschwindigkeit, die er bei seinen engeren Röhren beobachtet
hat, sehr viel kleiner als diejenigen sind, die die Helmholtz’
sche Formel giebt. Er schliesst daraus, dass die Reibung zur
Erklärung der von ihm beobachteten Erscheinungen nicht ge-
nügt, und spricht die Vermuthung aus, dass ein Wärmeaus-
tausch zwischen der Luft, die den Schall fortpflanzt, und der
Wand der umschliessenden Röhre die wesentlichste Ursache
derselben sei. Die Wärmeleitung der Luft, die einen solchen
Wärmetausch vermitteln muss, hängt nun nach der neueren
Gastheorie innig mit der Reibung zusammen, so, dass bei einer
Bewegung eines Gases, bei der Temperaturänderungen vor-
kommen, die nicht zu vernachlässigen sind, der Einfluss der
Wärmeleitung mindestens von derselben Ordnung sein muss
wie der Einfluss der Reibung. Um so näher liegt es zu unter-
suchen, ob bei Rücksicht auf die Wärmeleitung die von Hrn.
Kundt beobachteten Thatsachen vollständiger theoretisch sich
erklären lassen, als ohne diese.
1) Pogg. Ann. Bd. 134. 1868.
2) Monatsberieht der Berl. Ak. 19. Dec. 1867.
3) Verhandlungen des natur-historisch-medieinischen Vereins zu Heidel-
berg vom Jahre 1863, Bd. III, S. 16.
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