Das in Rede stehende Verfahren, die Versorgungsnetze unterzubringen, stößt
auch dann auf Schwierigkeiten, ja es wird unmöglich, sobald unter den Bürger-
steigen Keller- oder andere unterirdische Räume vorhanden sind. Hobrecht hält
allerdings die Anlage von Kellerräumen oder ähnlichen Bauten unter den Bürger-
steigen für eine Ungehörigkeit.
c) Anderweitiges Unterbringen der Versorgungsnetze.
Außer den beiden im vorstehenden beschriebenen Hauptverfahren, die Ver-
sorgungsnetze aus den angegebenen Gründen anderweitig unterzubringen, als seither
ziemlich allgemein üblich war, besteht noch eine Zahl von Vorschlägen und Versuchen,
welche zum Teil zwischen den unter a und b angegebenen Methoden vermitteln,
zum Teil auch auf anderer Grundlage beruhen.
So will v. Scholz die dem Publikum so unangenehmen und für die Straßen-
unterhaltung so nachteiligen und kostspieligen Aufgrabungen nach den folgenden
Gesichtspunkten möglichst vermindern:
1. Die unterirdischen Leitungen müssen im Straßenraum nach einem be-
stimmten System verteilt werden, um sich gegenseitig nicht zu schädigen.
2. Die Leitungen sind möglichst unter den Bürgersteigen anzubringen.
3. Die Leitungen sind so einzurichten, daß dieselben für den größten Bedarf
dauernd genügen und bei Ausdehnung der Stadt nicht nachträglich erweitert zu
werden brauchen”).
Ein anderer Vorschlag besteht darin, dass man alle Versorgungsnetze, die
keinen Ausbesserungen unterworfen sind (also Entwässerungskanäle u. s. w.), in
den Fahrdamm, alle übrigen in die Bürgersteige verlegen möge (wie z. B. in
Halle a. 8.).
Auch das folgende Verfahren verdient Beachtung. Man versieht den Straßen-
fahrdamm nicht in ‚ganzer Breite, sondern nur den mittleren Teil desselben mit
definitivem Pflaster und beläßt zu beiden Seiten je einen Streifen, der nicht definitiv
befestigt wird. In letzterem Streifen sollen die Versorgungsnetze liegen; hier können
Aufbrüche und die ihnen folgenden Wiederherstellungen viel leichter erfolgen. Auch
diesem Verfahren stehen Schwierigkeiten entgegen. Bei Steinpflaster ließe es sich
noch am ehesten durchführen. Wenn man aber asphaltierte Fahrdämme, denen,
der Geräuschlosigkeit wegen, die Zukunft zu gehören scheint, in das Auge faßt, so
würde man auf dem angedeuteten Wege einen schlimmeren Zustand schaffen, als wenn
man den Fahrdamm der ganzen Breite nach mit Stein pflastern wollte. Zwar ist das
Geräusch, welches Wagen verursachen, die auf Pflaster dahinrollen, sehr störend;
geradezu unerträglich ist aber ein beständiger Wechsel von Asphalt auf Stein und
umgekehrt. Dazu kommt noch, daß auf einem in solcher Weise befestigten Fahrdamm
die Wasserabführung keine günstige und daß das ganze Verfahren im Grunde
genommen unökonomisch ist; denn die Straße ist eigentlich um den nicht definitiv
befestigten Streifen zu breit.
*) Siehe: v. Scholz. Ueber großstädtische Straßenarbeiten. Zeitschr. f. Transp. u. Straßenb.
1891, 8. 30.