Full text: Die städtischen Strassen (Band 1, 1. Heft)

  
  
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trag und Abtrag — ist in gleicher Weise fehlerhaft. Denn im ersteren Falle werden 
oft neben der Schaffung unschöner Nivellements schwierige Steigungsver- 
hältnisse, welche den Verkehr auf das empfindlichste stören, dauernd festgelegt; 
im letzteren Falle müssen sehr erhebliche Kosten für die ausgleichenden Erdbewe- 
gungen aufgewendet werden, um den Anbau zu ermöglichen. Das Richtige ist, wenn 
man bei auftretenden Nivellementsschwierigkeiten sofort prüft, ob nicht durch eine 
Verschiebung der Straßenrichtung in dieser Beziehung eine Besserung her- 
beigeführt werden könnte. Unter sorgfältiger Berücksichtigung der Niveauverhältnisse 
sogleich bei der Projektierung der Straßenrichtungslinien wird man 
in den meisten Fällen einen Bebauungsplan herstellen können, welcher sich der 
einmal vorhandenen Bodengestaltung in glücklicher Weise an- 
schmiegt und dabei doch möglichst günstige Steigungsverhältnisse 
und gut aussehende Längennivellements schafft. Nach dieser Richtung 
hin kann nicht leicht eine zu peinliche Sorgfalt geübt werden: immer und immer 
aufs neue sollte man versuchen, gleichzeitig Plan- und Nivellements- 
gestaltung des Straßennetzes im Auge behaltend, bessere Lösungen für 
den einzelnen Fall zu finden. 
Zwar ist ein Fachmann stets im stande, aus einem Plane mit sogenannten 
Horizontalkurven (Höhenschichtenpläne) sich die erforderliche Belehrung und An- 
schauung über die vorliegende Bodengestaltung zu verschaffen; für die bei der Fest- 
stellung der Bebauungspläne meist ebenfalls mitwirkenden Laien aber wird ein solcher 
Plan nicht immer ausreichend verständlich sein. Verfasser hat daher für seine Zwecke 
einen Reliefplan angefertigt, indem er aus der erforderlichen Anzahl von Stadt- 
plänen, welche auf Kartons von je etwa 1 mm Stärke aufgedruckt waren, jede ein- 
zelne Höhenschicht, den Horizontalkurven folgend, herausschnitt und die so erhaltenen 
einzelnen Schichten übereinander klebte. Dadurch entsteht eine sofort verständ- 
liche plastische Darstellung der Terrainverhältnisse der Stadt, wie die nach einer 
Photographie hergestellte Abbildung in Fig. 3 zeigt*). 
Diese Art des Reliefs hat übrigens noch den Vorzug vor ähnlichen Darstel- 
lungen in Gips, Thon, Papiermasse oder dergleichen, daß man einen genau gezeichneten 
Plan der Stadt mit allen Einzelheiten erhält, auf welchem zeichnerische Veränderungen 
und Nachträge leicht vorgenommen werden können. Nebenbei bemerkt ist ein solcher 
Reliefplan auch für die Beurteilung der Kanalisationsverhältnisse einer Stadt vorzüg- 
lich geeignet. Die Anwendung derartiger Reliefs, deren Herstellung übrigens sehr ein- 
fach und für den Verfertiger selbst höchst lehrreich ist, kann daher nur dringend 
empfohlen werden. 
Mag nun auch nach dem Vorigen die Lage der einen oder anderen Straße je 
nach der Gestaltung des Terrains zweckmäßig zu verschieben sein, immerhin wird 
man bei Aufstellung eines Bebauungsplanes vorzugsweise mit den obengenannten 
drei Hauptgattungen der Verkehrsstraßen, d. h. mit den Radialstraßen, den 
Ringstraßen und den Diagonalstraßen zu rechnen haben. 
Außerdem kann der Verkehr noch besonders ausgestaltete Straßenanlagen er- 
fordern, wie Ufer- und Ladestraßen u. dergl. 
Da alle derartigen Anlagen nach den jeweiligen örtlichen Verhältnissen ver- 
schieden behandelt werden müssen, so kann ihre Besprechung hier um so mehr 
unterbleiben, als es sich im vorliegenden Falle nur um eine Uebersicht über die 
allgemeine Anordnung von Straßen handelt**). 
*) Die auf dem Plane erkennbaren älteren Bebauungspläne sollen demnächst teilweise eine 
zeitgemäße Umgestaltung erfahren. 
”*) Näheres über Straßen besonderer Art in: Stübben, a. a. O., 8. 106—124.
	        
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