Full text: Die städtischen Strassen (Band 1, 1. Heft)

  
         
    
    
  
  
  
   
   
   
  
  
    
     
   
  
    
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
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Am meisten tragen aber gut angelegte öffentliche Plätze zur ästheti- 
schen Verbesserung des ganzen Stadtbildes bei. Auf ihre zweckmäßige Anordnung 
ist der größte Wert zu legen. Die öffentlichen Plätze sind für die gesamte Stadt 
das, was im Hause die einzelnen Zimmer sind. Wie es im Hause Schmuckzimmer, 
Wohnzimmer und solche Zimmer giebt, die vorzugsweise dem Betriebe der Haus- 
wirtschaft dienen, so giebt es auch in den Städten Schmuckplätze, Erholungs- 
plätze und solche Plätze, welche dem städtischen Betriebe dienen. In die Reihe 
der Schmuckplätze sind vornehmlich solche Plätze zu rechnen, welche vor her- 
vorragenden öffentlichen Bauwerken sich befinden oder durch bildnerischen Schmuck 
ausgezeichnet sind. Auch für die neu aufzustellenden Bebauungspläne wird man 
daher solche Plätze vorzusehen und möglichst malerisch zu gestalten haben. Ihre 
Grundrißform wird vornehmlich nach den Gesichtspunkten zu wählen sein, daß für 
die später an ihnen zu errichtenden Baulichkeiten möglichst geschlossene, von 
Straßen nicht unterbrochene Flächen zur Verfügung stehen, daß sie keine über- 
mäßige Ausdehnung erhalten und daß endlich ihre Lage eine ruhige, vom Verkehr 
wenig gestörte ist. 
  
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Fig. 31. Lageplan der Laurentius-Straße zu Halle a. S. 
Wenn man den Platz so einrichtet, daß er große Wandungen erhält, dann 
wird derselbe den wünschenswerten geschlossenen Charakter aufweisen. Diese 
Wirkung kann noch erhöht werden, wenn man die notwendigerweise auf den Platz 
hinführenden Straßen so einmünden läßt, daß dies für das Auge möglichst wenig 
wahrnehmbar ist”). Man kann dies erreichen einmal durch schräge Einführung 
der Straßen in die Ecken des Platzes oder durch entsprechende Krümmungen 
der Straßen kurz vor ihrer Einmündung. Einerseits bekommt nämlich die Straße 
durch die Richtung auf eine Wand des Platzes einen wirksamen perspektivischen 
Abschluß. Andererseits kann der Beschauer auf dem Platze ‚selbst in keine un- 
abgeschlossene Straßenfläche hineinsehen; er erhält vielmehr den Eindruck, als 
befinde er sich in einem geschlossenen Raume und wird demgemäß vom Anblick 
der die Platzwandungen bildenden Baulichkeiten nicht zu sehr abgelenkt. Weiterhin 
kann man den geschlossenen Charakter des Platzes noch dadurch verstärken, daß man 
die Straßeneinmündungen thorbogenartig überbaut. Die Alten haben dieses Ver- 
fahren sehr häufig angewandt; für unsere modernen Anlagen aber bietet es insofern 
meist erhebliche oder gar unüberwindliche Schwierigkeiten, als unsere heutigen 
Straßen, den gesteigerten Verkehrsbedürfnissen entsprechend, in der Regel eine zu 
*) Siehe: Henrici, K. Von welchen Gedanken sollen wir uns beim Ausbau unserer 
deutschen Städte leiten lassen? Vortrag u.s.w. Trier 1894. 8. 8. 
  
  
    
	        
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