a
386
| Trommel Z die Scheibenstellungen — denen die durchlaufenden Wassermengen nach empirischer
| Bestimmung entsprechen — notiert. Ein Uhrwerk F dreht die Trommel in bestimmtem Zeit-
raum um 360 Grad, worauf das vom Stifte aufgezeichnete Diagramm abgenommen und ein neues
Diagrammpapier auf die Trommel geklebt werden kann etc. Der Stift @ soll als Führung dienen,
wenn die Scheibe © tief herabsinkt, also große Wassermengen durchfließen, die energischere Be-
wegungen veranlassen. H ist ein Abflußrohr für das durch die Stopfbüchse des Drahts etwa
eingesickerte Wasser. Alles übrige zeigt die Figur, ohne daß weitere Erläuterungen nötig wären
(vgl. auch [22], [29] und B, Filtermeßeinrichtungen).
Der Wasserwerksdirektor Deacon in Liverpool hat den eben beschriebenen Wassermesser
| erfunden und hauptsächlich dazu benutzt, um mittels desselben in einfachster Weise die Ursachen
IN | der Wasserverluste im Verteilungsnetze und den Hausleitungen des Wasserwerks festzulegen.
In einem Distrikte der Stadt Liverpool hatte man mittels eines umständlichen Verfahrens — durch
Untersuchung von Haus zu Haus — herausgefunden, daß durch Undichtigkeiten des Rohrnetzes
und der Hausleitungen außerordentlich große Wassermengen verloren gingen; vor Beseitigung
der Undichtigkeiten betrug z. B. der Wasserverbrauch pro Kopf eines Distrikts 152,5 Liter, nach-
her nur noch 60,5 Liter in 24 Stunden. Das Resultat war überraschend. Die späteren Unter-
\ suchungen in anderen Distrikten wurden erheblich einfacher mit Hilfe des Deaconschen Messers,
| I) der infolge auch Distriktswassermesser genannt wurde. Über das Gesamtresultat in
ii Liverpool und anderen Städten s. Abt. I, 8. 597.
I) Es ist von Interesse, den Gang dieser Untersuchungen zu verfolgen, da der Deacon-Messer
| dabei die Hauptrolle spielt. Man teilt zunächst das ganze Untersuchungsobjekt in eine Anzahl
1 Distrikte, von welchen jeder seinen Wassermesser erhält und ca. 2000 Einwohner umfaßt. Zur
| Untersuchung sind drei Beamte erforderlich; ebenso müssen vor den Privatableitungen von der
| Straße aus zugängliche Absperrschieber sein oder angebracht werden. Dann werden von den
|
Wassermessern der verschiedenen Distrikte die Diagramme gesammelt und aus denselben vor
allen Dingen die spezifischen Verbrauchsziffern berechnet. Es wird sich dabei herausstellen, daß
ohne auffallenden Grund einige Distrikte einen relativ sehr hohen Wasserverbrauch gegenüber
den anderen zeigen; die Untersuchung hat dann bei jenem Distrikte zu beginnen, der den Maximal-
verbrauch zeigt, also unter sonst gleichen Umständen in Bezug auf Beschaffenheit von Leitungen,
Verschlüssen ete. der schlechteste ist. In die Hauptleitung dieses Distrikts setzt man sodann den
Deacon-Messer ein. Die Tätigkeit der Beamten kann erst dann beginnen, wenn auf den Straßen
Ruhe eingetreten ist, also etwa um Mitternacht; sie behorchen nacheinander die verschiedenen Ab-
| sperrschieber, indem sie sich der Schlüsselstange als Hydrophons bedienen. Jeden Schieber, durch
nf welchen man Wasser fließen hört, schließen sie ab und bemerken sich die Nummer des Schiebers
| und den Zeitpunkt des Abschlusses; diesen Abschluß und den Zeitpunkt desselben läßt auch der vor
dem Distrikt eingebaute Deacon-Messer erkennen. Auf dem Trottoir über jedem derart geschlosse-
nen Schieber wird sodann ein Zeichen (mit Kreide, Rotstift ete.) angebracht. Dauert das Geräusch
f | nach dem Abschlusse fort, so ist offenbar noch ein Leck zwischen dem Straßenrohr und dem Ab-
sperrschieber vorhanden. In solchem Falle ist jedoch in der Regel das Geräusch an mehreren Ab-
sperrschiebern wahrnehmbar und der Schluß auf die Lage der Undichtigkeit nur dort gerechtfertigt,
wo die größte Intensität des Rauschens bemerkt wird; dort wird man ebenfalls ein Zeichen an-
bringen, um die notierte Stelle leicht wieder finden zu können. In dieser Weise wird bis etwa
morgens 4 Uhr fortgefahren; ist dann der Umgang beschlossen, so kehren die Beamten zum Deacon-
| Messer zurück, schließen vor demselben den Schieber der Hauptleitung und lassen ihn einige Mi-
| nuten geschlossen. Nachher öffnen sie ihn wieder, ebenso sämtliche von ihnen verschlossenen
| Absperrschieber zu Hauszuleitungen, die sie mit Zeichen versehen haben und infolgedessen leicht
| wieder finden können. Dann kehren sie auf das Bureau des Wasserwerks zurück, um dort alle
Einzelheiten ihrer Beobachtungen sofort in besondere Formulare einzuschreiben. Am gleichen
Morgen erhält sodann der Aufseher (Inspektor) des Wasserwerks eine Kopie dieses Berichts; er
untersucht die bezeichneten Stellen nochmals und schreibt seine Beobachtungen zu dem Berichte,
all || die nun dem Betriebsingenieur übergeben werden. Letzterer hat zu gleicher Zeit das Diagramm er-
halten, welches von dem Deacon-Messer des betreffenden Distrikts abgenommen wurde. Er sieht
un || daraus, welche Zeit die Untersuchung der Nachtbeamten in Anspruch genommen hat und erkennt
ferner alle entdeckten Wasserverluste. Einige Zeit später zeigen sodann weiter aufgenommene
I Diagramme die Erfolge der auf Beseitigung der Defekte gerichteten Tätigkeit des Aufsichtsbeamten.
Die Vorteile der Anwendung des Deaconschen Distriktwassermessers bestehen also in der
Hauptsache darin, daß in relativ kurzer Zeit verborgene und sichtbare Wasserverluste schnell
und sicher aufgefunden werden; dabei verursacht der in die Leitungen eingesetzte Apparat nur
einen verhältnismäßig kleinen Druckverlust und die Diagramme geben eine sichere und bleibende
Übersicht über die durch Verbesserungsarbeiten erreichten Erfolge. Außerdem lassen die sorg-
fältig ausgeführten Beobachtungen Schlüsse zu auf die Brauchbarkeit der in den Hausleitungen
angewendeten Verschlußvorrichtungen und führen so auf Verbesserungen der bei der Wasser-