Full text: Einzelbestandteile der Wasserleitungen (Band 2, 2. Abtheilung)

  
Abhilfe getan wird; dann ist man gezwungen, die Leitung an einzelnen Stellen auf- 
zuhauen und nachträglich Streifkasten einzubauen. 
Sind diese Einrichtungen vorhanden, so ist [14] das schwierigste dasersteEinführen 
der Reinigungsapparate in das am Streifkasten offen liegende Rohr und deren Hindurchziehen bis 
an das manchmal 100 Meter entfernte andere offene Rohrende des nächsten Streifkastens. Um einen 
Gegenstand mittels strömenden Wassers durch eine Rohrleitung zu bringen, die nicht nur Rich- 
tungsänderungen im horizontalen, sondern auch im vertikalen Sinne enthält, ist es notwendig, 
daß der Gegenstand kleiner als die engste Stelle des verunreinigten Rohres und ebenso schwer 
wie Wasser ist; andernfalls bleibt er an der engen Stelle oder an dem auf- oder absteigenden Bogen, 
wie die Fig. 665 zeigt, hängen. Gummibälle und Holzkugeln eignen 
sich ebensowenig wie Stein- oder Eisenkugeln; dagegen fand Oesten 
[14] als geeignetsten Körper den gewöhnlichen Badeschwamm, der, im 
freien Zustande von kugeliger Form und der ursprünglichen Rohr- 
lichtweite entsprechend, kreuzweise in eine Schnur gebunden wird, 
fest genug, daß ein Loslösen des Schwammes nicht stattfinden kann, 
aber auch lose genug, um seine natürliche Elastizität noch äußern zu 
können. Der Schwamm wird durch einen kräftigen Wasserstrom in 
dem Rohr vorwärts befördert. An engen Stellen preßt er sich zu- 
sammen und wirkt wie ein Kolben, die an ihm befestigte Schnur 
nach sich ziehend. An der Schnur werden, nachdem der Schwamm 
mit dem vorderen Schnurende beim zweiten Streifkasten (oder offenen 
Rohrstück) herausgenommen ist, dickere Schnüre, leichte Ketten, 
schwere Ketten, leichte Kratzer, Bürsten aus Stahldraht, messerartig 
schneidende Werkzeuge u. s. f. nachgezogen und entweder durch Fig. 665. Hängenbleiben von 
I : N : i ; Körpern im Rohrbogen. 
Hin- und Herziehen von Hand oder mittels Kranwinden in dem Rohr- „ Wusserdruckkonponente. 
strang bewegt. Damit das Reinigen des Rohrs immer unter Aus- «,4A Gewicht oder Auftrieb. 
spülen des Schlammes vor sich gehen kann, wird auf den Streifkasten R Resultante beider. 
zu Anfang der Strecke ein Wasserbehälter aufgeflanscht, der eine gewisse 
Druckhöhe durch aufstauendes Wasser ermöglicht und der durch die hinterliegende Leitung regel- 
bar gespeist wird, während das Spülwasser am zweiten Streifkasten oder offenen Rohrende ständig 
abfließt. Oesten hat in dem Berliner Rohrnetz auf diese Weise in den Jahren 1887 bis 1890 
gegen 40 000 Meter Rohre von 75 und 100 Millimeter Lichtweite vom Rostansatz gereinigt, mit 
einer Kolonne von 6 Mann, die pro Tag zirka 70 Meter Rohr bewältigte und für sämtliche Arbeiten, 
ausschließlich der Wiederherstellung von Pflasterarbeiten pro laufenden Meter 35 Pfennig erhielt. 
Mit den Kosten für neue Rohrstücke, Werkzeuge und sämtlichen Geschäftsunkosten stellte sich 
der Gesamtaufwand auf 70 Pfennig bis 1 Mark pro Meter. Die Apparate lieferte die Firma E. Becker 
in Berlin, Chausseestraße 100. 
Im folgenden sollen nun einige Reinigungsapparate des näheren beschrieben werden. Be- 
merkt mag noch sein, daß bei gänzlicher Inkrustation des Rohrlichten, wie es sich mit gipshaltigem 
Quellwasser binnen 10 oder 20 Jahren ereignen kann, eine Reinigung unvorteilhaft ist, da die 
Verlegung einer neuen Leitung billiger wird. Versuche mit salzsäurehaltigem Wasser sind 
da und dort wohl ausgeführt worden; dieses löst die Gipskruste aber nur dann auf, wenn es 
strömen kann, und erfordert nachherige gründliche Ausspülung. 
Fig. 666 zeigt Röhrenreiniger von Max Weise, Kirchheim u. T. Kleinere Röhren werden 
mit Stahlbürsten gereinigt, die aus einer zwischen Rundeisen eingeklemmten Drahtspirale be- 
stehen. Vorn hat die Bürste eine eiserne scharfe 
Spitze zum Aufbrechen von Schlamm u. dgl., hinten 
ist die durchgehende eiserne Achse mit Gasgewinde 
versehen, um die Bürste an ein schmiedeisernes 
Rohrgestänge zu schrauben, mit dem sie in die 
Röhren eingeführt wird. Diese Bürsten werden 
in Größen von 38 Millimeter bis 101 Millimeter 
angefertigt zum Preise von Mark 2,20 bis Mark 3,50 per Stück. 
Fig. 667 zeigt Rohrbürsten für größere Röhren von Max Weise, Kirchheim u. T. Für 
Röhren von 100 Millimeter aufwärts bis 1000 Millimeter verwendet man Drahtbürsten, 
die in Form von Scheiben aus drei- bis sechsreihigen Stahldrähten mit Holzkern hergestellt sind. 
Durch die mittlere Öffnung wird ein schmiedeisernes Rohr, das als Gestänge dient, geschoben 
und mittels Muttern vor und hinter der Holzscheibe befestigt. Diese Bürsten eignen sich mehr 
zum Reinigen der Röhren vor dem Verlegen oder im Strang bei leichter Verschlammung. Das 
Gestänge wird meistens aus 1 Zoll engl. = 25 Millimeter Gasröhren hergestellt. Für gebogene 
Röhren, Gummischläuche u. dgl. eignen sich die in Fig. 668 gezeigten Kettengliederbürsten aus 
    
  
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Bogen 
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Fig. 666. Rohrbürste für kleine Kaliber. 
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