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Ein großer Vorteil der Zementröhren gegenüber eisernen und anderen Metallröhren besteht
darin, daß die Qualität des Wassers in denselben durch das Material der Leitung unbeeinflußt
bleibt, wenn der Untergrund, in welchem sie verlegt sind, ein reiner ist. Wo dies letztere aber nicht
zutrifft, stellen sich bei dem porösen Material Diffusionsbeziehungen her, die — wenigstens bei
Leitungen ohne inneren Überdruck — den Übergang von Bodenfeuchtigkeit und der darin ent-
haltenen Gase in das Leitungswasser ermöglichen und damit eventuell das letztere verderben
können.
Der Hauptvorzug der Zementröhren ist in der Praxis durch den niederen Anschaffungs-
preis dieses Baumateriales (bei gewöhnlichen Wandstärken) begründet. Die Preise sind aber
je nach der Lage der Fabrik, dem zur Herstellung verwendeten Zement und Sand, der Wandstärke
Ausstattung etc. so verschieden, daß wir hier allgemeine Angaben unterlassen müssen. Man wird
im einzelnen Falle sehr leicht die Preise von den nächstgelegenen Fabriken zu erheben in der Lage
sein, wenn man die Bedingungen bekanntgibt, unter welchen die Rohrleitungen funktionieren
sollen.
Nahezu allgemein werden die kreisrunden Zementröhren in 1 Meter Baulänge von den
Fabriken hergestellt und in der Baugrube derart zu einem Rohrstrange verbunden, daß man
sie an den Stößen gut unterlegt,
die ineinandergreifenden Fugen
mit Zementmörtel ausstreicht
und von außen um die Dich-
tungsfugen einen Wulst von ca.
15 Zentimeter Breite aus Ze-
mentmörtel anbringt, wie aus
Fig. 66 ersichtlich.
Selbstverständlich ist die Kreisform nicht die einzige bei Herstellung von Wasserleitungen
aus Beton. Verschiedene andere Profile von Betonkanälen wollen in Abt. 1, 8.796 ft. nachgesehen
werden. Derartige Kanäle werden auch in der Baugrube selbst fertig hergestellt [229]; im übrigen
verweisen wir bezüglich Fabrikation der Zementröhren auf [224], [225], [227], [228], [231], [235].
Weiteres über die Vereigenschaftung von Zementröhren zu Wasserleitungen wolle in [222], [2237],
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Fig. 66. Verbindung von Zementröhren im Rohrstrang.
[229], [230], [232], [233], [236] und in den angegebenen Patenten nachgesehen werden*).
Eisenarmierte Betonröhren. Seit einigen Jahren hat in Frankreich das System von Leitungs-
röhren aus Eisen und Beton eine große Ausdehnung angenommen, besonders für Hochdruck-
leitungen. Das Prinzip der Kon-
struktion besteht ineiner Eisen-
armatur, eingelassen in eine
Umhüllung von Zementbeton
und dazu bestimmt, den Röhren
die Fähigkeit zur Ertragung
— großer Pressungen zu verleihen,
ebenso die nötige Elastizität,
damit sie, ohne zu reißen, ab-
normalen Pressungen durch
Widderstöße etc. Widerstand
B leisten können. Da die Wärme-
Fig. 67. Eisenarmiertes Betonrohr, System Bordenave. dehnungen kb Eisen und Be-
ton annähernd dieselben sind,
3000 können die Temperaturwechsel
keinen schädlichen Einfluß auf
diese Leitungen ausüben. Die
Kombination der zwei die Röh-
ren zusammensetzenden Stoffe
hat den Zweck, die Inanspruch-
nahme so zu teilen, daß stets
die Eigenschaften des einzelnen
Materiales vorteilhaft ausge-
Fig. 68. Stahlarmatur mit Spirale zum Betonrohr, System Bordenave. nutzt werden. Je nach dieser
Absicht gibt es verschiedene
Systeme, von welchen wir das bekannteste, das sogenannte Moniersystem [234] bereits in Abt. 1,
S. 697 erwähnt haben. Außerdem seien hier noch zwei weitere Systeme beschrieben, die am
meisten für Druckrohrleitungen Anwendung gefunden haben.
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*) Die sogenannten Steinasphaltröhren, d.h. mit Asphalt getränkte Zement-
röhren, sind für Zwecke der Trinkwasserversorgung ungeeignet.
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