Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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Dabei sind die zahlreichen Gasanstalten für einzelne Fabriken nicht mitgerechnet. 
Seit dem Jahre 1875 sind verhältnismäßig wenige Gasanstalten in Deutschland neu 
eingerichtet worden (vgl. $ 25). Der Gasverbrauch in Deutschland wurde im Jahre 1878 
von W.v. Oechelhäuser auf 396000000 cbm pro Jahr geschätzt*). Nach einer 
Angabe von Grahn bestanden im Jahre 1883 in Deutschland 610 Gasanstalten. 
Dieselbe Zahl gibt auch Eitner an**). Nach Schillings Statistik vom Jahre 1885 
waren 668, nach der vom Jahre 1895 waren 724 Gasanstalten in Deutschland vor- 
handen. Diese Zahlen bleiben hinter der Wirklichkeit etwas zurück. Auch der für 
1894/95 von Schilling angegebene Gaskonsum von 733450600 cbm ist zu niedrig. 
Man kann 900000000 chm für 1894/95 annehmen. 
Im Jahre 1847 ließ die Stadt Berlin zwei Gasanstalten auf eigene Rechnung 
erbauen und trat damit zu der englischen Gasgesellschaft in ein Konkurrenzverhältnis, 
welches bis auf den heutigen Tag besteht, nachdem die gegenseitigen Rechte und 
Pflichten durch Verträge festgestellt sind. Im Jahre 1852 wandten sich v. Unruh, 
Riedinger und Kühnell der Gasindustrie zu. Die Namen derselben sind mit 
der Entwickelung und insbesondere mit der Ausbreitung der Gasbeleuchtung eng 
verknüpft. v. Unruh gründete 1855 die „Deutsche Kontinental-Gasgesellschaft* 
in Dessau. Riedinger erbaute zahlreiche Gasanstalten in Süddeutschland, Kühnell 
in Norddeutschland. 1856 bildete sich in Magdeburg eine Gasgesellschaft; 1864 
entstanden die „Gesellschaft für Gasindustrie* in Augsburg und die „Neue Gas- 
Aktiengesellschaft“ zu Berlin. 1867 folgte die „Thüringische Gasgesellschaft“ in 
Gotha, welche später ihren Sitz nach Leipzig verlegte. Zahlreiche Konsortien und 
Kommanditgesellschaften übernahmen den Betrieb von Gasanstalten. Außerdem aber 
schritten in vielen Fällen die Gemeindeverwaltungen selbst zum Baue und Betriebe 
von Gasanstalten und erschlossen dadurch für den Stadtsäckel in der Regel eine 
ergiebige Einnahmequelle, die man an manchen Orten durch reichlich hoch bemessene 
Gaspreise besonders fruchtbringend zu gestalten beliebte. Zahlreiche Namen von 
hervorragenden Gasfachmännern könnten hier noch angeführt werden; jedoch ver- 
weisen wir betreff derselben lieber auf die m N. H. Schillings „Handbuch für 
Steinkohlengasbeleuchtung“ enthaltene Geschichte der Gasbeleuchtung von Prof. 
Dr. F. Knapp und auf das Journal für Gasbeleuchtung. 
5 3. Vereine. 
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Für die innere Entwickelung der Gasindustrie war die 1858 erfolgte Gründung 
des „Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern“ und die ungefähr gleich- 
zeitige Herausgabe von N. H. Schillings „Journal für Gasbeleuchtung und Wasser- 
versorgung“ von großer Bedeutung. 1862 bildete sich in Großbritannien die „Asso- 
ciation of Gas Managers for Scotland“, 1864 die „British Association of Gas 
Managers“ und 1868 die „Manchester District Association of Gas Managers“. Auch 
in Frankreich, Italien, Belgien, Amerika, Rußland und in der Schweiz entstanden 
Vereine von Gas- und Wasserfachmännern, deren ersprießliche Wirksamkeit in einer 
Anzahl von Fachzeitschriften zu erkennen ist. 
Als besondere Früchte der Thätigkeit des deutschen Vereins von Gas- und 
Wasserfachmännern sind zu erwähnen: 
a) die erfolgreichen Bestrebungen nach Ermäßigung der Frachttarife für die 
Beförderung von Steinkohlen auf den Eisenbahnen im Jahre 1862: 
b) die Aufstellung von Normalien für die Abmessungen der Chamotteretorten; 
“) Sitzungsberichte d. Vereines z. Bef. d. Gewerbfl. in Preussen 1878, 8. 127. 
”*) Journ. f. Gasbel. 1883, S. 485. 
 
	        
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