Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

  
c) die in Gemeinschaft mit dem „Verein deutscher Ingenieure* 1874 vor- 
genommene Aufstellung einer Normaltabelle für die Abmessungen von gußeisernen 
Muffen- und Flanschenrohren. 1882 wurde die Normaltabelle einer Revision unter- 
zogen, und seitdem findet dieselbe allgemeine Anerkennung; 
d) die Veranstaltung von Versuchen über das Verhalten verschiedener Koke- 
sorten beim Feuern in Generatoren im Jahre 1876; 
e) alljährlich erfolgende Dauerversuche über das Verhalten von trockenen und 
nassen Gasmessern ; 
f) die Schaffung einer für ganz Deutschland einheitlichen Normalflamme zum 
Photometrieren (Paraffinkerze und Hefnerlampe); 
g) die alljährliche Herausgabe von statistischen Zusammenstellungen der Be- 
triebsergebnisse zahlreicher Gasanstalten; dieselben werden den Vereinsmitgliedern 
vertraulich mitgeteilt; 
h) die Herausgabe von Formularen für Betriebsberichte; 
i) die Veranstaltung von Versuchen über gastechnische Fragen aller Art, Stel- 
lung von Preisaufgaben etc. 
Besonders bemerkenswert sind die Versuche mit Gaskohlen über den Verlauf 
des Destillationsprozesses*). 
Von hervorragender Bedeutung für die wissenschaftliche Entwickelung des 
Gasfaches und auch für die ersprießliche Wirksamkeit des Vereines deutscher Gas- 
und Wasserfachmänner war die wissenschaftliche Thätigkeit des Professors Hofrat 
Dr. H. Bunte, der am 1. Januar 1876 als Privatdozent am Polytechnikum zu 
Carlsruhe in die Redaktion von Schillings Journal für Gasbeleuchtung eintrat, 
später die Redaktion des genannten Journals allein übernahm und dieselbe auch 
gegenwärtig noch führt. 
In naher Beziehung zu der Vereinsthätigkeit steht die Herausgabe einer Statistik 
der deutschen Gasanstalten, welche zuerst im Jahre 1859 von W. Oechelhäuser sen. 
und später von N. H. Schilling vorgenommen, von L. Diehl und zuletzt im 
Jahre 1896 von Dr. E. Schilling fortgesetzt wurde. 
S$S 4 Einfluss des Petroleums und des elektrischen Lichtes. 
Der Einfluß, den das Petroleum und das elektrische Licht auf die Entwicke- 
lung der Gasindustrie ausgeübt haben, darf als bedeutungsvolles Moment in der Ge- 
schichte der Gasbeleuchtung nicht unerwähnt bleiben. Die Petroleumbeleuchtung 
trat im Jahre 1862**) auf, als die Gasbeleuchtung in den mittleren Städten Deutsch- 
lands kaum aus den ersten Anfängen zu erstarken begann. Dieselbe war von vorn- 
herein sehr dazu geeignet, der Gasbeleuchtung viel Abbruch zu thun. Im Journal 
für Gasbeleuchtung vom April 1862 (S. 123) befindet sich folgende Notiz: „Die 
Ausbeute an Erdöl in Nordamerika, namentlich aus den Oelquellen von Pennsylvanien 
und Canada, scheint einen ungeheuern Umfang annehmen zu wollen. Auf der 
Philadelphia- und Erie-Eisenbahnlinie wurden im Jahre 1859 nur 525 Barrels ver- 
sandt, im Jahre 1360 21794 Barrels, im Jahre 1861 schon 134927 Barrels und im 
Januar 1862 30000 Barrels. Dabei rechnet man, daß diese Zahlen etwa den sechsten 
Teil der ganzen Förderung angeben... Die Aufregung in den betreffenden Distrikten 
läßt sich nur mit dem kalifornischen Goldfieber vergleichen.“ 
Die Konkurrenz des Petroleums trat also verhältnismäßig plötzlich und heftig 
*) Siehe ebendas. 1886, S. 589. 
”*) Die erste Petroleumquelle in Pennsylvanien wurde von E. Drake i. J. 1859 erbohrt. 
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