Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

auf. Als Wirkung derselben führt W. Oechelhäuser sen.*“) die systematische 
Gaspreisherabsetzung und das Bestreben nach entsprechenden Veränderungen der 
Beleuchtungsverträge in den von der Deutschen Kontinental-Gasgesellschaft mit 
Leuchtgas versorgten Städten an. Er schreibt: „Längst, ehe die Petroleumkonkurrenz 
sich im Gasfach fühlbar äußerte und im Jahre 1868 in den hartnäckigsten Koalitionen 
der Privatkonsumenten explodierte, hatten uns Kalkulationen und photometrische 
Untersuchungen die Gefahr erkennen lassen, welche aus diesem neuen, hochwichtigen 
Beleuchtungsmaterial allen Gasanstalten erwachsen müsse, die jener Gefahr nicht 
durch rechtzeitige Konzessionen zuvorkommen würden.“ Derselbe Autor schreibt 
2..2.-0, 9. 924; 
„Die bei weitem nachteiligste Konkurrenz für uns hat das Petroleum gebracht, 
insbesondere seitdem die Lampen so bedeutend verbessert sind. Ohne dasselbe würden 
die Gaspreise durchschnittlich höher stehen, und der Fortschritt im Gaskonsum wäre 
ein stärkerer. Allem Anscheine nach hat jedoch die Konkurrenz des Petroleums den 
Höhepunkt ihrer Einwirkung, der für uns in die Jahre 1878/79 fällt, bereits über- 
schritten, indem gegenwärtig Uebergänge von Gas zum Petroleum nur noch selten 
vorkommen, viele Konsumenten sogar von Petroleum wieder zum Gas zurückkehren.“ 
Wie verschieden die Konkurrenz des Petroleums in ihren Wirkungen von der- 
jenigen des elektrischen Lichtes war, schildert W. Oechelhäuser sen. a. a. O. 
vortrefflich in folgendem Satze: 
„Es ist eigentümlich, wie die offenkundig nachteilige und in ihrer Bedeutung 
der allgemeinen Beurteilung der Konsumenten vollkommen zugängliche Konkurrenz 
des Petroleums von den Aktionären kaum beachtet worden ist und in dem Kurs- 
stande unserer Aktien niemals einen sichtbaren Ausdruck gefunden hat, während es 
der unbestimmten Furcht vor der elektrischen Beleuchtung, vorübergehend wenigstens, 
vorbehalten war, das Vertrauen vieler Aktionäre in die gesicherte Basis des Gas- 
geschäftes bis auf den Grund zu erschüttern.“ 
In der That entstand die „elektrische Panık“ im Jahre 1878, ohne daß ein 
nennenswertes Eindringen der Elektrizität in das Beleuchtungsgebiet des Gases 
vorhanden gewesen wäre. Die Beleuchtung der Rue de l’Opera in Paris durch 
Jablochkoffsche Kerzen konnte nur als ein Versuch im großen gelten, der mit 
erheblichen Geldopfern als ein Effektstück für die Weltausstellung vom Jahre 1878 
veranstaltet wurde. Die vorerwähnte Panik fußte also lediglich auf unbestimmten 
subjektiven Befürchtungen, zu denen seltsamerweise die in Paris von Jablochkoff 
thatsächlich erzielten Erfolge weit weniger beigetragen haben, als die Sensations- 
nachrichten und kritiklosen Reklamen öffentlicher Blätter über amerikanische Er- 
findungen, die kaum in das Stadium des ernstlichen Versuches, geschweige denn in 
jenes der technisch und ökonomisch bewährten praktischen Anwendung eingetreten 
waren. Die überschwenglichen Lobpreisungen, womit das elektrische Licht von den 
Zeitungen aller Nationen verherrlicht wurde, haben bis in die neueste Zeit hinein 
im Konkurrenzverhältnis zwischen Gas und Elektrizität eine sehr große Rolle gespielt. 
Die ruhigen, sachlichen Mahnrufe von Gasfachmännern, welche eine gedeihliche 
Entwickelung beider Beleuchtungsarten voraussagten, verhallten ungehört unter den 
Verherrlichungen, welche allerorten dem elektrischen Lichte als etwas ganz Selbst- 
verständliches dargebracht wurden. 
Eine thatsächliche Konkurrenz trat zuerst in Gestalt von einigen wenigen 
Anlagen mit elektrischem Bogenlichte auf. W. v. Oechelhäuser sen. berichtet **), 
daß im Beleuchtungsgebiete der Deutschen Kontinental-Gasgesellschaft bis zum 
*) Journ. f. Gasbel. 1881, 8. 266. 
7) N 3 0508, 995: 
  
 
	        
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