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Steinkohlenleuchtgase mit beliebiger Lichtstärke beizumischen oder allein zu ver-
kaufen. Allein in Amerika, das uns immer als Beispiel vorgehalten wird, liegen
die Verhältnisse fast genau umgekehrt wie bei uns...“
Die Versuche, das Wassergas im unkarburierten Zustande, also als schwach
leuchtendes und sehr billiges Gas, durch Rohrleitungen zu führen und als bloßes
Heizgas zu verkaufen, sind bisher stets mißlungen. W. v. Oechelhäuser schreibt
darüber 1892*): „Alle Gesellschaften, die solches in Amerika bisher versucht haben,
unter anderem in St. Louis in Savannah (Georgia), sind von diesen Versuchen zurück-
gekommen, insbesondere auch — was wohl zu beachten ist — die großen Wasser-
gasgesellschaften, so daß zur Zeit, soviel mir bekannt ist, nur eine einzige Gesell-
schaft, welche drei Anstalten, unter anderem im Hydepark zu Chicago, betreibt,
noch weiter damit vorgeht.“
Ebenderselbe berichtet 1893 **): „... als ich die „Mutual fuel gas Company“ im
alleräußersten Süden von Chicago besuchte, da hatte sie auch auf dieser letzten
Station den Versuch mit dem Vertrieb von nichtleuchtendem Heizgase thatsächlich
ebenso aufgegeben, wie in den Städten Jackson und St. Joseph. In Jackson hatte
die Gesellschaft auch bei 4,47 Pfennig pro Kubikmeter (30 Cents) gegen größere
Kohlenfeuerungen nicht konkurrieren können. Jetzt war man auf allen Stationen
zu leuchtendem Wassergas übergegangen, während man früher das nichtleuchtende
Heizgas durch die bekannten Fahnehjelmschen Magnesiakämme auch für Licht-
zwecke nutzbar zu machen gesucht hatte. Für 6 Cents pro 1000 Kubikfuß, d. i.
für ca. 1 Pfennig pro Kubikmeter, wurden die Glühkämme im Abonnement aus-
gewechselt.
„Do wenig aber nach den bisherigen wirtschaftlichen und technischen Be-
dingungen die Verwendung eines nichtleuchtenden Heizgases rentabel sein konnte,
so ist, wie wir später sehen werden, nicht ausgeschlossen, dass man auf Grund ver-
besserter Glühlichtbrenner hierauf gleichwohl in Zukunft noch einmal zurückkommt.*
In England waren in den Jahren 1883—88 mehrere Aktiengesellschaften ent-
standen, welche schwach leuchtendes Wassergas in weiteren Kreisen einzuführen
suchten. Dieselben sind fast sämtlich eingegangen, weil sie weder im kleinen noch
im großen Erfolge erzielen konnten.
In Oesterreich-Ungarn hat Dr. Strache in Wien die Bestrebungen, Wasser-
gas zur Geltung zu bringen, eifrig wieder aufgenommen, indem er das Auersche
Gasglühlicht nutzbar macht. Es ist ihm gelungen, durch ein besonderes Verfahren
(Waschung durch Schwefelsäure) das Wassergas so zu reinigen, daß es die sonst
eintretende schädliche Einwirkung auf die Leuchtkraft der Auerbrenner verliert.
Damit ist ein bedeutender Schritt zu einer besseren Verwertbarkeit des Wassergases
gethan, und die alte Rivalität zwischen Wassergas und Steinkohlenleuchtgas bleibt
auch in Zukunft bestehen. Dieselbe wird den Gasfachleuten noch oft Veranlassung
geben, Berechnungen anzustellen, ob es zweckmäßig, ungefährlich und auf die Dauer
rentabel ist, ganz oder theilweise vom Steinkohlengasbetriebe auf den Wassergas-
betrieb überzugehen. Wie wenig man sich bei solchen Berechnungen von sanguini-
schen Hoffnungen leiten lassen darf, erhellt unter anderem aus folgender Stelle von
W. v. Oechelhäusers Bericht über die Weltausstellung in Chicago ***):
„Ganz irrig würde es aber sein, zu glauben, und hat schon Kollege Bunte
diese Ansicht widerlegt, als ob eine wesentlich billigere Herstellung des leuchtenden
*) Ebendas. S. 7.
**) Bunte, H. u. W.v. Oechelhäuser. Die Gasindustrie in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika. 1894. 8. 28.
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