mehr so günstig wie im unvermischten Zustande. Der hohe Preis hat die An-
wendung des Acetylens zu diesem Zwecke bisher unthunlich gemacht.
Die industrielle Gewinnung des Acetylens geschieht nach einem Verfahren,
das der Franzose Moissan*) im Jahre 1893 erfunden und der Amerikaner Willson
im großen durchgeführt hat, folgendermaßen. Es wird zunächst Caleiumkarbid
(0a0,) hergestellt, indem man gepulverte Anthracitkohle mit Kalk zusammen in
einen elektrischen Schmelzofen thut und dieses Gemisch durch einen sehr starken
elektrischen Strom in außerordentlich hohe Glut bringt. Der chemische Vorgang
wird durch folgende Gleichung versinnbildlicht:
ee a6, + CO.
Das Calciumkarbid (0aC,) er ein fester Körper vom spezifischen Gewichte 2,262,
mit ähnlichem Geruche wie das Acetylen. Zur Erzeugung von Calciumkarbid ist
eine sehr gı Menge elektrischer Energie nötig (ca. 2,4 Pferdestärken in der
Stunde für 1 kg CaC,), so daß seine Herstellung nur dann rentabel wird, wenn
eine uhssordeni tlich billige Betriebskraft in Großer ner und andauernd zur Ver-
fügung steht. Zur Zeit kostet 1 kg Caleiumkarbid 0,40—0,50 Mark.
Die Entwickelung des Acetylens aus dem Calciumkarbid erfolgt durch die
Berührung des letzteren mit kaltem Wasser nach der Gleichung:
Cal, + 2H,0 = (C,H, + 0a(OH),.
Aus 1 kg CaC, entstehen theoretisch 0,31 cbm Acetylengas, in der Praxis
jedoch nur 0,29 cbm.
Es ıst nur daß kaltes Wasser die vorstehende Wirkung schnell und
heftig hervorbringt, während Wasserdampf fast gar keine Einwirkung auf das
Caleiumkarbid ausübt.
Die Verwendung des Acetylens zur Beleuchtung er! folgt meist in der Weise,
daß Calciumkarbid in Bisch büchsen als Handelsware eingekauft und in einen Kiparat
gethan wird, worin selbstthätig ein Wasserzufluß in dem Maße erfolgt, wie das ent-
wickelte Acetylengas konsumiert wird. Außerdem wird auch komprimiertes gas-
förmiges und auch komprimiertes flüssiges Acetylen verwendet.
$S 11. Inftgas.
Das Luftgas, d. i. Luft, welche Dämpfe von leichtflüchtigen Oelen auf-
genommen hat und duch bienarban geworden ist, eignet sich acht zur Anwen-
dung im großen. Auch für Einzelanlagen scheitert a Benin daran, daß solches
Gas sehr leicht als explosibles Geinisch wirkt und daß die Verdunstungsfähigkeit
des Oels sich ändert, wodurch dann die Leuchtkraft des erzielten Luftgemisches
schwankend gemacht wird. Transportable Apparate zur Darstellung von Luftgas
sind wiederholt als Konl kurrenz gegen das Steinkohlen- Leuchtgas versucht worden.
Wegen der damit Farfekomprenen oh Unglücksfälle Send derartige Apparate
an manchen Orten, z. B. in Leipzig und Halle, polizeslich verboten worden* N).
S 12. Karburiertes Gas.
Q
Unter Karburation versteht man die Anreicherung eines schwach oder gar oo
leuchtenden Gases durch Dämpfe von Kohlenwasserstoffen. Das anzureichernde G
wird entweder nur durch ein Gefäß geleitet, worin sich die leicht erdehlonde
Karburationsflüssigkeit befindet, oder aber dies Flüssigkeit wird in einem besonderen
> Comptes rendus Bd. 118 (1894), S. 501. — Journ. £. Gasbel. 1895, 8. 81, 215.
**) Journ. f. Gasbel. 1880, 8. 488 u. 1881, 8. 31.
Niemann, Versorgg. m. Leuchtgas. 1. 2