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allerdings die Wärmeentwickelung der Gasbeleuchtung bis zur Unerträglichkeit steigen,
und man kann annehmen, daß bei dem in neuerer Zeit erheblich gesteigerten
bedürfnisse die Schnitt- und Argandbrenner in geschlossenen tie nur dann in
Sommer erträglich sind, wenn in "ausgiebigster Were für Lüftung gesorgt ist. Diach
Einführung der Gasplählehit eleuchlung ist für gleiche en in dieser Hin-
sicht viel gewonnen, weil der Gasverbrauch für gleiche Liehtmengen etwa auf
des früheren reduziert ist und von der entwickelten Wärme ein größerer Teil in
Licht umgesetzt wird, so daß die belästigend wirkende Wärmemenge noch weniger
als !/s der früheren beträgt. Damit nähert sich die entwickelte Wärmemenge des
Gaslichtes derjenigen, welche vom elektrischen Glühlichte ausgestrahlt wird, derart,
daß sie nur noch das 5fache von letzterer beträgt. (Vgl. die Tabelle auf 3. 43.)
Die Beschaffenheit der Verbrennungsprodukte von Gasflammen ist schon in
früheren Zeiten sorgfältigst untersucht worden, weil man denselben verschiedene
üble Eigenschaften nachsagte, so z. B., daß sie die Farben von Seidenstoffen oder
den Goldschnitt an Büchereinbänden schädlich beeinflußten *).
In neuerer Zeit ist auch das Gasglühlicht durch eine kritiklos und entstellt
weiterverbreitete Zeitungsnachricht verdächtigt worden. Danach hatte der französische
Physiker Grehant en von Kohlenoxyd in den Verbrennungsprodukten des Gas-
glühlichtes gefunden. Durch zahlreiche Versuche von Bosshard, Renk, Geel-
muyden u. a. wurde bewiesen, daß weder Kohlenoxyd, noch sonst schädliche
Bestandteile in irgendwie erheblichem Maße in den Verbrennungsprodukten des
Gasglühlichtes vorhanden sind ”*).
Die Feuersgefahr, die Gefahr für Leben und Gesundheit durch Einatmen von
unverbranntem Leuchtgase und die Explosionsgefahr werden allgemein viel mehr
gefürchtet, als es den Thatsachen entspricht. In Anbetracht, daß viele Millionen
von Gasflammen und Gasapparaten aller Art in Benutzung sind, muß die Anzahl
der durch Leuchtgas verursachten Unglücksfälle als äußerst klein bezeichnet werden.
Jedenfalls hat das Petroleum schon sehr viel mehr Opfer an Menschenleben gefordert,
als das Gas; denn fast in jedem Dorfe explodieren alljährlich Petroleumlampen,
und die dadurch verursachten Körperverletzungen sind meist von schlimmer Art.
Statistische Vergleiche sind nur in beschränktem Maße möglich, weil die durch Gas
verursachten Unglücksfälle sich nur auf die mit Gas beleuchteten Orte, die durch
Petroleum verursachten aber auf das ganze Land verteilen, und weil nur unvoll-
kommene statistische Aufzeichnungen über den Gegenstand vorliegen.
Zur Gefahrlosigkeit der Gasbeleuchtung trägt wesentlich der Umstand bei, daß
die Flammen an bestimmten Orten befestigt sind. Außerdem ist jede Gasausströmung
unschädlich, solange nicht das Mischungsverhältnis von Gas und Luft zwischen
gewissen Grenzen liegt. Ferner bedarf auch das explosibelste Gemisch von Gas
und Luft erst noch der Einwirkung einer Zündflamme, bevor es Schaden verursachen
kann. Auch das Einatmen von Leuchtgas wird erst verderblich, nachdem es geraume
Zeit angedauert hat. Ein großes Schutzmittel gegen die Gefahren, welche durch
entweichendes Gas entstehen, ist der Geruch. Schon weniger als "ıoo00 des Luft-
volumens an Leuchtgas ist durch den Geruchsinn ER wahrsahinhar: Dagegen
werden erst Gömisahe von etwa 3° Leuchtgasgehalt beim Einatmen gefährlich, und
erst bei etwa 7°) Leuchtgasgehalt beginnt dis Eixplosions- und Entzündung gsfähigkeit,
Die elektrische Beleuchtung wurde vor einigen Jahren noch für viel weniger
feuergefährlich gehalten, als die Gusheleiiekiuhie, In neuerer Zeit hat sich er
le daß sehr viele Brände durch Elektrizität verursacht wurden, und man
*) Schilling, N.H. Handbuch. ete. 3. Aufl. S. 174—178. — Journ. f. Gasbel. 1891, S. 1u. ff.
**) Journ. f. Gasbel. 1895, 8. 161 u. ff.