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Entstehung des Grundwassers durch Kondensation von mit der Luft in den Boden
oeführtem Wasserdampf bezeichnen. Die Lehren Volgers sind nach Angabe von Mager
schon 1878 von Zweifel in Mühlhausen in einer Schrift über den Ursprung der Quellen
vertreten worden, in neuerer Zeit wurden sie insbesondere von Hädicke und von
König weitergebildet, wobei die genannten Forscher natürlich entsprechend ihrer
fortschreitenden Erkenntnis und der von anderer Seite an ihren Veröffentlichungen ge-
übten Kritik ihre Behauptungen mit der Zeit da und dort modifiziert haben.
Die Diskussion über die Frage der Grundwasserentstehung ist heute noch in vollem
Gange, wir werden deshalb im folgenden eine kurze Übersicht über diese Fragen zu geben
versuchen.
3, Die Volgerschen Anschauungen. Die Frage, woher das Grundwasser stamme,
ist in erster Linie eine wissenschaftliche, praktisch wichtiger ist bis auf weiteres zweifel-
los der örtliche Nachweis der genügenden Grundwassermenge, der auch dann nicht über-
flüssig sein wird, wenn wir einmal über die Entstehungsweise des Grundwassers voll-
ständig im klaren sind. Bei der außerordentlichen Kompliziertheit der Verhältnisse
werden wir übrigens darauf wohl noch längere Zeit warten müssen. Auch König gibt
zu, daß jedenfalls im Gebirge die überwiegende Grundwassermenge durch Versickerung
entstehe, und Hayn!), der an Volger anknüpft, glaubt, daß bei der Vielfältigkeit der Ver-
hältnisse die Auffindung überzeugender Tatsachen für die Nichtigkeit der alten An-
schauung und die Richtigkeit neu aufgestellter Theorien fast ausgeschlossen sei.
Die Volsersche Theorie baut sich auf folgenden Behauptungen auf:
1. Die Liefermengen der Quellen verlaufen nicht parallel mit den Niederschlägen.
2. In einem Boden mit kapillaren Zwischönräumen kann das Wasser nur in geringe
Tiefen eindringen.
3. Es verdunstet so viel Wasser von der Erdoberfläche, daß die Differenz zwischen
Verdunstung und oberflächlichem Ablauf nicht zur Erklärung der Grund- und Quell-
wassermengen ausreicht.
4. Es gibt Gebiete und Zeiträume, in welchen die Quellen mehr Wasser liefern, als
vom Himmel fällt.
5. In feindurchlässigem Boden können die Bodenteilchen die Rolle der Staubkörn-
chen in der Luft übernehmen, an welchen erfahrungsgemäß Kondensation stattfindet.
Hädicke faßt die Volgersche Kondensationstheorie in nachstehenden Sätzen zu-
sammen:
1. Viele Bodenarten, wie Geschiebe, Gerölle, Kies, Sand, Ackerboden, Tuff usw.
sind Juftdurchlässig, dasselbe gilt von trockenem Ton.
2. Der Wassergehalt der Luft verteilt sich nach den Gesetzen der Diffusion und
reichert sich stets an all den Stellen von selbst wieder an, wo er durch irgend einen Vorgang
gemindert worden ist.
3, Wird die Luft unter ihren jeweiligen Taupunkt abgekühlt, so gibt sie ihren
Wassergehalt ab. |
4. Die Wiederanreicherung der Luft mit Feuchtigkeit erfolgt im Untergrund so
lange, als die hierzu erforderliche Temperaturdifferenz zwischen der Atmosphäre und
dem Untergrund vorhanden ist.
Aus dem mannigfachen Beobachtungs- und auch Versuchsmaterial, welches
Hädicke und König in verdienstvoller Weise zusammenzutragen versuchten, erwähnen
wir einige Fälle.
1) Der Ursprung der Grubenwässer, 1887.