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dringende Strahlung — die y-Strahlung, die elektrische Leistungsfähigkeit der Luft
steigert. Verschiedene Substanzen auf — oder in der Erdoberfläche speziell das Wasser
schirmen diese Strahlungen in mehr oder minder starkem Grade ab, so daß sich einwand-
frei eine Verminderung des Innengehaltes der über dem Wasser gelegenen Atmosphäre
im Gegensatz zur Umgebung nachweisen läßt. (Vgl. die Vorträge von Kurtz und Gockel,
Physikalische Zeitschrift 10. Jahrgang, 8. 845). Durch die Veröffentlichung von Th. Wulit
(Phys. Zeitschr. 10. Jahrgang, Seite 997) wurde die ‚Verminderung der y-Strahlung über
Wasser“.nachgewiesen. Die Ergebnisse Wulffs sind von Dieckmann in München bestätigt
worden. Ähnlich waren die Erfahrungen von Gockel in Freiburg (Schweiz). Er äußerte
sich bezüglich des Verhaltens der durchdringenden Strahlung über Wasserläufen: „Sie
nimmt in der Atmosphäre bei 4000 m Höhe nur wenig ab, dagegen stark schon über einem
kleinen Wassergraben und bei Taubildung.“
Gegen die Versuche, namentlich Aigners, diese Erscheinungen zur Erklärung des
Wünschelrutenphänomens zu verwenden, schreibt Weber: ‚Herr Dr. Aigner übersieht,
daß die Gammastrahlung schon von Erdschichten geringer Dicke absorbiert wird und
daß daher die abschirmende Wirkung tiefer gelegener Wasserläufe überhaupt nicht in
Frage kommt. Er bedenkt auch nicht, daß die etwaige Gammastrahlung nur einen sehr
kleinen Teil der normalen Tonisation der Atmosphäre hervorruft. Endlich fehlt jeder
Anhalt dafür, daß ionisierte Luft, selbst in stärkeren Dosen, überhaupt auf das mensch-
liche Sensorium einwirkt, geschweige denn die minimalen Abstufungen bei dem vermeint-
lichen Abschirmungsvorgange. Mit der Gammastrahlung ist es also nichts, und andere
Tatsachen sind bisher nicht bekannt, durch welche die Wünschelrutenfrage zu einer
wissenschaftlichen gestempelt werden könnte.“
In der 4. Broschüre des oben genannten Verbands stellt Aigner auch fest, daß die
Versuche über die Empfindlichkeit des menschlichen Organismus gegenüber diesen
Strahlungen, z. B. die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Rutengänger, bis heute auch
nicht den geringsten Anhaltspunkt gegeben, daß wir das Wünschelrutenphänomen mit
diesen Erscheinungen in direkten Zusammenhang bringen dürfen. Aigner fügt noch
hinzu:
„Es wurde vom ärztlichen Standpunkte aus nach Anhaltspunkten über die Anlage
des Rutengängers (in physiologischer und psychologischer Beziehung) gesucht. Noch
lassen die Resultate kein irgendwie abschließendes Urteil zu. Die Annahme, daß alle
Einwirkungen suggestiver Natur seien, kann bei einer großen Anzahl von Versuchen als
nicht zutreffend angesehen werden.“
„Die Untersuchungen über den Vorgang des Rutenausschlages lassen annehmen,
daß ohne Einwirkung der Handmuskulatur eine Bewegung der Rute nicht erfolgt.
Die Auffassung, daß die Rute als ein im labilen Gleichgewicht befindlicher Fühlhebel
von Einflüssen auf die Handmuskulatur geleitet wird, muß zurzeit allen anderen Theorien
gegenüber bevorzugt werden.“
„Die Versuche mit Pendelvorrichtungen, über welche uns besonders zahlreiche
Vorschläge zugingen, wurden sehr eingehend geprüft. Das Ergebnis kann kurz dahin
zusammengefaßt werden, daß alle Versuc he resultatlos verliefen, wenn
der Person, die den Pendel hielt, eine Beobachtung der Pendelschwin-
sungen unmöglich gemacht wurde.“
Es ist klar, daß sich alle diese Versuche, die ja begreiflicherweise auch beträchtliche
materielle Anforderungen stellen, erst in dem bescheidensten Anfangsstadium befinden.
Aber ohne Versuche und Hypothesen kommen wir auf diesem verwickelten Gebiet noch
weniger vorwärts als auf anderen. Es bleibt nichts übrig als weiter zu forschen und die
jeweils erhaltenen Resultate durch neue Beobachtungen und Überlegungen so lange