122
3. In welcher Weise bei wechselnder Rohwasserbeschaffenheit die Zusatzmenge
oder auch die Zusatzart variiert werden muß und wie dies in zuverlässiger automatischer
Weise geschehen kann.!) Diese Frage der Dosierung ist nicht leicht befriedigend zu lösen,
wenn ein Über- und Unterschuß an Zugabemitteln lästige oder gar schädliche Wirkungen
im Gefolge hat. Anzustreben sind Zusatzmittel, welche stets im Überfluß zugesetzt
werden können, ohne dem Reinwasser zu schaden.
4. Die Kosten der Reinigungsverfahren bei verschiedener Größe der Anlagen,
Beschaffenheit des Rohwassers, Anwendung von kombinierten Verfahren. — chemische
oder mechanische Vorbehandlung, Langsam- und Schnellfiltration, Ozonisierung, ultra-
violette Strahlen — sind für möglichst zahlreiche Fälle nach einheitlichen Grundsätzen
zu ermitteln.
Die Beurteilung der Kostenfrage darf sich aber nicht nur auf das eigentliche Reini-
gungsverfahren beschränken, sondern hat auch die Kosten der Rohwassergewinnung
(billige Fluß- und Seewasserfassungen, teurere Grund- und Quellwasserfassungen nebst
Zuleitung und eventueller Hebung), sowie die sonstigen Eigenschaften der einzelnen
Bezugsorte (Konstanz der Ergiebigkeit, Temperatur des Wassers) mit zu umfassen.
5. Es sind Verbesserungen der Nebenwirkungen von chemischen Verfahren (un-
schädliche, nicht lästige Zusätze, Vermeidung großer Schlammengen) anzustreben.
6. Es sind die Dauerwirkungen der gereinigten Wasser auf den menschlichen Orga-
nismus, auf den Geschmack der Speisen und Getränke, auf Metalle (Rohre, Kupfer,
Blei) Bau- und Mörtelmaterialien (Beton) bei verschiedenen Temperaturen zu unter-
suchen und einfache Maßnahmen zu finden, welche gegen unangenehme Wirkungen
mit Sicherheit schützen.
Die Erforschung dieser Punkte wird uns in den Stand setzen, Anlagen für chemische
Trinkwasserreinigung mit größerer Sicherheit und Unvoreingenommenheit zu beurteilen,
als dies vielfach heute noch geschieht.
S 107. Wasserreinigung mittels schwefelsaurer Tonerde.
1. Allgemeines. Die schwefelsaure Tonerde ist ein in neuerer Zeit zur Vorbehand-
lung von Wasser außerordentlich viel benutztes Mittel. Die durch ihren Zusatz erfolgende
Umsetzung verläuft zwischen Ausgangs- und Endmaterial gemäß nachstehender Formel.
Al, (8O,), +8 CaC0, +3H,0—=2Al (OM,-+3 Ca8O, +3 CO,.
Die Wirkung der Tonerde ist eine im wesentlichen mechanische, indem das entstandene
Tonerdehydrat in Flockenform ausfällt, diese die feinsten Verunreinigungen umhüllen,
und so beim Niedersinken Tonteilchen, Algen, Bakterien usw. mechanisch mit zu Boden
nehmen. Die etwa noch auf das Nachfilter gelangenden?) Flocken lassen sich leicht
zurückhalten und bilden bei Langsamfiltern rasch die erforderliche Filterschmutzschicht.
Dazu kommt noch die entfärbende Wirkung des Zusatzes gegenüber durch Huminstoffe
gelb gefärbten Wassern. Bei den Königsberger Versuchen an Jewellfiltern ergab sich die
Farbreduktion um so stärker, je intensiver die Färbung des Rohwassers war. Dabei
wurden amerikanische Kolorimeter benutzt.
1) Eine Anzahl von Dosierungsapparaten findet sich in W. W. Christie: Water, its
purification and use in the industries. London, Constable 1913, vgl. auch Wasser und
Abwasser Bd. VI. S. 162.
2) Was jedoch nicht immer erwünscht ist (vgl. Hamburg).