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erscheint. Die Frage der Reinigung mit Kupfersulfat ist somit noch durchaus nicht ein-
wandfrei gelöst. — Man vergleiche auch den Aufsatz von Berka im Gesundheitsingenieur
1913, 8. 773.
19. Kapitel.
Weitere Veredelungsverfahren.
$ 115. Wasserreinigung mittels Ozon.
1. Einleitung. Die Wasserreinigung mittels Ozon kann nach dem heutigen Stande
der Wissenschaft und Technik wohl als das wirkungsvollste aller Wasserreinigungs-
verfahren angesprochen werden.
Das Ozon (O,) wurde im Jahre 1840 von Schönbein entdeckt. Seine Wirkung be-
ruht zunächst darauf, daß es sich in Wasser 15 mal leichter löst als Sauerstoff und daß
es durch Abspaltung des einen Atoms O oxydierend, „auf kaltem Wege verbrennend‘“,
auf anorganische und organische Stoffe wirkt. Bezüglich der bakterientötenden Wirkung
ist auf Grund der Arbeiten von Ohlmüller zu beachten, daß diese erst einsetzt, wenn
eine gewisse Oxydation der übrigen organischen Bestandteile stattgefunden hat, so daß
also an diesen Bestandteilen reiche Wasser mehr Ozon zur Keimtötung brauchen, als
andere Wasser.
Im Jahre 1857 hat Werner von Siemens gezeigt, daß sich Ozon aus dem Luftsauer-
stoff mit Hilfe der elektrischen (stillen, blauen) Glimmentladung darstellen läßt, indem
die Luft mit einer der gewünschten Ozonanreicherung (Ozonkonzentration in Grammen
Ozon pro 1 cbm Luft) entsprechenden Geschwindigkeit zwischen den Polen der Ozonatoren
hindurchgeschickt wird. Dieses Verfahren wird in der Wasserreinisungstechnik allein
angewandt, während Ozon sonst noch erzeugt werden kann durch Elektrolyse von Wasser
bei niederer Temperatur und durch langsames Verbrennen des Phosphors.
Die stille Entladung wird dadurch bewirkt, daß ein hochgespannter Strom von hoher
Frequenzzahl zwischen den durch einen Luftraum getrennten Polen des Ozonators hin-
durchgeschickt wird. Jedoch waren langwierige Arbeiten und Bemühungen notwendig,
ehe es gelang, mittels Ozonisierung ein klares genießbares Wasser zu bekommen
und Funkenbildung und die daraus entstehende Wiederzersetzung des gebildeten Ozons
in den möglichen Grenzen zu halten.
Über die geschichtliche Entwickelung des Problems der Trinkwasserreinigung
mittels Ozon finden sich allgemeine Angaben in dem Aufsatz von Ohlmüller und Prall:
Die Behandlung des Trinkwassers mit Ozon (Arbeiten aus dem K. Gesundheitsamt,
Bd. XVIH, Heft 3, 1902). Danach bilden den Ausgangspunkt der Entwickelung die
Arbeiten von Fröhlich (Elektrotechnische Zeitschrift 1891, 8. 340) über die Dar-
stellung des Ozons aus dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft. Sie waren der Anlaß,
daß sich auch das Kaiserliche Gesundheitsamt mit der Einwirkung von Ozon auf Bakterien
beschäftigte. Die praktische Verwendung des Ozons zur Wasserreinigung wurde in der
Folge hauptsächlich gefördert durch Versuche von Tindall, Abraham und Marmier,
Otto und Gosselin sowie Vosmaer. In Deutschland war es hauptsächlich die Firma
Siemens & Halske in Berlin, welche sich, später besonders in der Person ihres Chemiker-
Ingenieurs Dr. Erlwein, der Ausbildung des Verfahrens mit großer Energie annahm