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und unter anderm in Martinikenfelde bei Berlin eine größere Versuchsanlage aufstellte
(Journal für Gasbel. und Wasservers. 1901, 8. 152). Das Kaiserliche Gesundheits-
amt benutzte die Gelegenheit, an dieser Anlage eigene Versuche anzustellen.
Ihr Ergebnis ist in dem oben angeführten Aufsatz niedergelegt; die Schlußsätze dieser
Arbeit haben wir auf Seite 170 wiedergegeben.
In letzter Zeit ist zum erstenmal Ozon in einem natürlichen Wasser nachgewiesen
worden, und zwar in einer Quelle in der Nähe des italienischen Städtchens Santafiora,
das am Südabhang des Monte Avieta im südlichen Toskana liegt. Das Ozon bildet in
diesem Wasser einen dauernden und normalen Bestandteil von etwa !/, ccm im Liter.
Dabei besitzt das Wasser keine radioaktive Eigenschaften. Die Entdecker dieses Phä-
nomens äußerten die Vermutung, daß sich das Ozon infolge einer Oxydation von doppel-
kohlensaurem Eisen bilde und daß evtl. auch sogenannte Eisenbakterien dabei mitwirken.
2. Wirkung der Ozonisierung. Schon bei den Versuchen in Martinikenfelde
konnte eine bis zu 89prozentige Verminderung der Oxydierbarkeit des Wassers durch die
Wirkung des Ozons nachgewiesen werden. Dagegen wurde gebundenes Ammoniak nicht
oxydiert, freies Ammoniak nur, wenn es reichlich vorhanden war und auch da nur in
schwachem Maße. Salpetrige Säure wurde sowohl in freier, wie in gebundener Form
zu Salpetersäure oxydiert, was eine Geschmacksverbesserung zur Folge haben kann.
Das in Lösung gegangene Ozon zerfiel spätestens in 15—20 Sekunden in Sauerstoff,
wodurch aus der Korrosionswirkung etwa zu befürchtende Angriffe für das Rohrnetz
in Wegfall kommen. Die gelbliche Farbe des Wassers verschwand, es wurde vollkommen
farblos und klar. Ein fremdartiger Geschmack oder Geruch wurde niemals wahrgenommen.
(Daske). Zu diesen gesicherten Ergebnissen kommt noch der weitere Vorteil, daß
gelöstes Eisen ausgefällt wird, besonders wenn es an Huminsäuren gebunden ist.
Auch wird nach Erlwein Mangan aus seiner Verbindung mit Mineralsäuren abgeschieden.
Zu den wichtigsten bakteriologischen Versuchen an Ozonisierungsanlagen gehören
die an der Versuchsanlage von Martinikenfelde durchgeführten.
Bei den Experimenten von Proskauer und Schüder wurden dem Versuchswasser
(1), Spree-, ?], Leitungswasser), welches zur Oxydation der organischen Substanz 4,8 bis
6,4 Milligramm Sauerstoff pro Liter brauchte, Cholera-, Typhus- und Ruhrkeime zu-
gesetzt. Die Keimzahl betrug rund 630000 im Kubikzentimeter. Es gelang bei einer
Ozonkonzentration von 3,4—4,0 g Ozon pro Kubikmeter Luft sämtliche pathogene
Keime abzutöten, so daß sie selbst in 20 Liter Versuchswasser mit Anreicherungsverfahren
nicht nachgewiesen werden konnten. Die Versuchsergebnisse mit geringerer Ozonkon-
zentration, wobei 2 cbm ozonisierte Luft auf 1 cbm Wasser kamen, sind in folgender
Tabelle zusammengefaßt.
| Keime auf 1 cem Wasser
| bis zum 5. Tage gezählt | Mittlere
Versuch E00 armen Ozonkonzentration
| Rohwasser Be g0,; ini cbm Luft
| asser
I | 39000 | 8 1,4
II 15. ..26.000:, ; 12 | 17
1000 | 55000 5 | 1,6
Diesen Versuchen gingen zeitlich voraus diejenigen von Ohlmüller und Prall an
derselben Anlage. Wir geben hier die Schlußsätze der betreffenden Veröffentlichung
wörtlich wieder. Sie lauten: